1. Das Gesetz zum weiblichen Nacktzwang


    Datum: 05.09.2019, Kategorien: Insel der Scham, Autor: Luftikus

    ... vorhin wütend verlassen hatte. Sie richtete ihre zerzauste Frisur und rückte die weiße Schleife in eine ordentliche Form. Die handfeste Überzeugungsarbeit der Leibwächter und Geheimpolizisten des Herrn Präsident zeigte deutliche Spuren. Ihr vorheriges ungebührliches Verhalten würde ihr einen Hochverratsprozess mit dem Urteil des lebenslangen Arbeitslagers einbringen, wenn sie jetzt nicht bedingungslos kooperieren würde. So saß die große blonde Chefreporterin des Propagandaministeriums nun wie versteinert auf ihrem Stuhl und hoffte auf einen symbolischen Akt der nationalen Entschlossenheit.
    
    Der Herr Präsident lächelte sie zufrieden an. „Meine lieben Landsleute, ich vermag es nicht auszudrücken, wie sehr mich die heldenhafte Bereitschaft unserer Ludmilla T zur selbstlosen Tat der nationalen Verteidigung mit Stolz erfüllt“, der Herr Präsident reichte ihr die Hand, „Frau Ludmilla T, hiermit spreche ich Ihnen den Dank des ganzen Volkes aus.“ Ein Hauch der Erleichterung schlich über das Gesicht der Staatsreporterin. War es das jetzt? Fragend blickte sie auf den Herrn Präsidenten. Der lächelte altväterlich zurück.
    
    „Und nun meine Verehrteste, beginnen Sie bitte!“ Entsetzen machte sich in Ludmilla T breit. Wieder wollte sie von ihrem Stuhl aufspringen. Doch sie blickte in die grimmigen Gesichter der Geheimpolizisten die hinter der Kamera standen. Des Herrn Präsidenten Domina musste kuschen. Der Propagandaminister höchstpersönlich gab ihr mit einem Fingerzeig die Anweisung ...
    ... aufzustehen, und sich vor der Kamera hinzustellen. Die Regieassistentin hielt ein Pappschild hoch, auf dem mit dicken Filzstift der Text aufgeschrieben war, den Ludmilla T jetzt aufzusagen hatte. Die Assistentin war nackt. Der Herr Präsident meinte es wirklich ernst.
    
    Ludmilla T begann abzulesen. Wie ein Roboter ratterte sie die aufgeschrieben Sätze herunter. „ Bürgerinnen! Patriotinnen! Wir Frauen in diesem Lande haben uns, ohne es zu wissen, schuldig gemacht. Und auch ich persönlich habe mich schuldig gemacht. Ich danke unseren geliebten Herrn Präsidenten dafür, dass er mir die Niedertracht meines Tuns bewusst gemacht hat, und dass er nun mir und all den anderen Frauen in diesen unseren Lande die Möglichkeit der Wiedergutmachung gewährt.“ Die nackte Assistentin wechselte zum zweiten Pappschild. Der Propagandaminister deutete auf sein Jackett, zeigte auf sie und machte eine Bewegung, mit der er sie aufforderte ihr Jackett auszuziehen.
    
    Ludmilla T zögerte. Verzweifelt blickte sie auf den Herrn Präsidenten. Der zeigte nur kurz auf den kleinen Zettel in der Hand des Geheimpolizisten hinter der Kamera. „Wir werden keinen weiteren Verrat an unserer Sache dulden, unsere Arbeitslager sind sehr ungemütlich“, stand dort in Schönschrift. Die sonst so dominante Staatsreporterin musste sich selbst demütigen. Sie zog das Jackett aus und las weiter stoisch vom Pappschild ab. „Weibliche Kleidung ist eine imperialistische Hinterlist mit dem Ziel der inneren Zersetzung unserer stolzen Nation. ...
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