1. der erste Tag (neu)


    Datum: 12.09.2019, Kategorien: CMNF Autor: Anonym

    Als ich die Zeitungsanzeige las, wusste ich sofot, dass ich diesen Job haben wollte. Die Firma war angesehen, und ich kannte die Chefin vom Sehen. Eine nette, aber doch selbstbewusste und toughe Frau, die ich sehr bewunderte. Sie betreibt besagte Kleiderfirma und fährt nicht zuletzt einen dicken Mercedes als Zeichen ihres Erfolges, was mir damals schon sehr imponierte.
    
    Also bewarb ich mich am nächsten Tag und wurde doch tatsächlich zum Einstellungsgespräch eingeladen. Ich war irrsinnig aufgeregt. 22, gerade fertig mit dem Studium und dann solche eine Chance!
    
    Da ich vorher einige Informationen eingeholt hatte und im Studium ein, zwei Bewerbungsseminare absolviert hatte, fühlte ich mich sehr gut vorbereitet. Was meine Aufregung aber nur mäßig dämpfen konnte.
    
    Das Bürogebäude war ziemlich neumodern. Viel Glas und auch viel Stahl, war Mitte der 90er im Zuge des einsetzenden Geschäftserfolges errichtet worden und gilt weithin in der Stadt als architektonisches Meisterwerk. Gut, mir kam es eher etwas kalt und abweisend vor, aber ich wollte ja drinnen arbeiten und es mir nicht von außen ansehen müssen.
    
    Ich hatte mich natürlich elegant angezogen, nicht zu fesch, aber schon so, dass ich meine weiblichen Formen betonte.
    
    So vorbereitet und mit einer gehörigen Portion Selbstbewusstsein, öffnet eich die große Glastür und trat in das Foyer. Auch hier drinnen herrschten Glas und Stahl vor, wurde aber durch Grünpflanzen und angenehmen Farbgestaltung aufgelockert. Ich fühlte ...
    ... mich wohl und willkommen. Wahrscheinlich war dies die beabsichtigte Wirkung.
    
    „Guten Tag, meine Name ist Nadine Stobenfeld und ich hab zu 14.00 Uhr einen Termin bei Frau Hertzberg zum Vorstellungsgespräch“
    
    „Bitte gehen Sie in die 5. Etage. Dort hat Frau Hertzberg ihr Büro“ erwiderte die Empfangsdame wenig freundlich. Das geht ja gut los, dachte ich mir. Jetzt doch etwas verunsichert und bei weitem nicht mehr so selbstbewusst fuhr ich mit dem Fahrstuhl hinauf. Oben angekommen, musste ich noch ein paar Minuten warten, ehe ich zu Frau Hertzberg vorgelassen wurde. Das Büro war atemberaubend. Ein herrlicher Blick über die Stadt, welcher die verglaste Fensterfront gewährte, wunderschöne Gemälde und ein großer ebenholzfarbener Schreibtisch, hinter der Frau Hertzberg thronte, den kein anderes Wort fiel mir dazu ein. Ich war mehr als beeindruckt und nun schon sehr verunsichert. Doch wie im krassen Gegensatz dazu war Frau Hertzberg freundlich, warmherzig und vereinnahmend. Sie begrüßte mich so, dass ich sofort das Gefühl hatte, willkommen zu sein und bat mich, mich zu setzen. Sie war elegant, und doch noch erstaunlich jugendlich für 65, was, so erkannte ich später, an ihren schalkhaft lachenden Augen lag.
    
    „Herzlich willkommen, schön das sie die Zeit gefunden haben, uns zu besuchen. Ihre Bewerbungsmappe ist ja sehr vielversprechend“
    
    „Danke“ erwiderte ich doch eher schüchtern. Danach folgte ein in freundlichen und vertrauten Ton geführtes Gespräch über meine Vorstellungen, was ...
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