1. Perspektiven


    Datum: 15.09.2019, Kategorien: Nicht festgelegt, Autor: byLitHH

    Diese Geschichte ist reine Fiktion. Sie soll / kann aus zwei Teilen bestehen. Sollte Interesse an der Fortsetzung bestehen, werde ich diese dann hier auch posten.
    
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    Ich wusste nicht, ob ich vor Wut aufheulen oder einfach nur leise weinen sollte. Wolfgang hatte einen Arm um mich geschlungen und umklammerte mich. Seine nackte Haut zu spüren, war unheimlich. Er war verschwitzt. Ich war erleichtert, dass er endlich schlief und von mir abgelassen hatte. Mein Körper war total taub. Ich dachte an die letzten Tage zurück und verstand einfach nicht, wie es soweit hatte kommen können.
    
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    Eigentlich hatte ich mir mein neues Leben viel einfacher vorgestellt. Ich hatte gedacht, dass die Welt auf mich warten würde. Wer fleißig und sich für keine Arbeit zu schade war, würde irgendwann Erfolg haben. Das war ein der Lebensweisheiten meiner Mutter gewesen. Ich glaubte fest daran, dass es nur eine Frage der Zeit sein konnte, bis sich alles zum Besseren wenden würde. Europa! Alles würde sich verändern, man durfte die Chancen nur nicht verpassen. Die Welt wartete aber ganz offensichtlich weder auf mich noch auf meinen Freund. Ich saß alleine in unserem kleinen Zimmer, das mein Freund und ich zusammen bewohnten. Ich surfte gelangweilt im Internet.
    
    Wenn ich allein war, ging ich manchmal raus, um zu spazieren. Aber die Gegend, in der wir wohnten, war mir unheimlich ...
    ... und kam mir abweisend vor. Es war nicht wie Zuhause und ich hatte das Gefühl, dass ich hier nie heimisch werden würde. Also blieb ich, wenn ich nicht gerade arbeiten musste, lieber für mich allein und vertrieb mir im Internet die Zeit. Der Mann, der uns das Zimmer in seiner Wohnung vermietet hatte, war ein ruhiger Typ und schon etwas älter. Seine wohlwollenden bis aufdringlichen Blicke waren mir aber nicht gegangen und ich war froh, dass ich nie lange alleine mit ihm bleiben musste. Er ließ mich aber immerhin sein Internet nutzen. Also arrangierte ich mich mit ihm und war die Freundlichkeit in Person. Ich skypte mit meiner Familie und meinen Freunden und log ihnen vor, wie gut es uns hier ging. Und ich chattete gerne. Es fiel mir leicht, mit Männern ins Gespräch zu kommen und sie zu umgarnen. So hatte ich für eine Weile die Chance, den ganzen Ärger zu vergessen. Ihre Aufmerksamkeit gaukelte mir auch so etwas wie Normalität vor. Wenn ich ehrlich zu mir selbst war, muss ich mir eingestehen, dass auch die Beziehung zu meinem Freund erheblich unter unseren Problemen litt. Hätte ich nicht so unglaubliche Angst vor dem Alleinsein in einer so unfreundlichen Umgebung gehabt, wäre ich wohl gegangen. Ich blieb aber und hoffte, dass alles besser werden würde. Was blieb, war die Hilflosigkeit.
    
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    Ich fühlte mich wie Freiwild. Da waren auf der einen Seite die Verhältnisse in denen wir wohnten. Eine Zweizimmerwohnung ohne Zimmertüren in einem Hochhaus. Alles war ...
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