Perspektiven
Datum: 15.09.2019,
Kategorien:
Nicht festgelegt,
Autor: byLitHH
... total hellhörig und es war kaum vermeidbar, dass unser Vermieter aktiv an unserem Leben teilnahm. Es war ein ständiges Ärgernis, dass er ins Badezimmer kam, wenn ich duschte. Türen gab es nicht. Ich hatte ihn auch schon dabei erwischt, wie er in unser Zimmer gesehen hatte, als mein Freund mit mir schlief. Den schien das nicht wirklich zu interessieren. Er sagte nur, dass wir das halt eine Weile hinnehmen müssten und uns was Besseres suchen würden, wenn wir genug hält hätten. Wir sollten dankbar sein, dass er uns aufgenommen hat. Dankbar wofür?
Ich erzählte niemand davon. Wem denn auch. Mein Freund wollte davon nichts wissen. Er hatte ohnehin seine eigenen Probleme und meine Familie wollte ich nicht beunruhigen. Jeden Morgen ging ich zum Bahnhof, wo ein Auto wartete und ein paar andere Mädchen und mich abholte. Dann fuhren wir in Industriegebiete und putzten dort. Flure, Treppenhäuser und Büros. Es hieß nur „Schnell, schnell". Nach der stundenlangen Arbeit, bei der wir ständig angetrieben wurden, taten mir alle Knochen weh. Ich hatte eigentlich nur noch das Bedürfnis mich in mein Bett fallen zu lassen, um zu schlafen. Ich wusste, dass eine Deutsche für diese Arbeit viel mehr Geld bekommen würde. Für mich war es trotzdem viel Geld und ich war dankbar für jeden Euro, den ich in der Hand halten durfte.
Und wenn die Flure fertig waren, wurden wir wieder ins Auto geschoben und es ging weiter zum nächsten Objekt. Der Umgangston war selten herzlich, womit ich überhaupt nicht ...
... zurechtkam. Es wurde nie gelacht. Niemand sprach. Und einer der Männer, der uns fuhr, war ein Schwein. Es war die Art, wie er einen ansah. Auch die anderen Mädchen hatten Angst vor ihm. Das sah ich. Wenn man zu weit von den anderen entfernt war, kam er zu einem. Manchmal schrie er auch und verlangte, dass man ihm folgte, um etwas in Ruhe klären zu können. Häufig schimpfte er dann einfach nur und man hörte sein Geschrei. Unheimlich waren aber die Momente, in denen nicht geschrien wurde.
Wenn er arbeitete, bemühte ich mich, nicht seine Aufmerksamkeit oder seinen Ärger zu erregen.
Irgendwann erwischte es mich dann aber doch. Ich hatte ihn nur einmal nicht kommen sehen. Er legte seine Hand auf meinen Po. Ich drehte meinen Kopf zu ihm und bat ihn leise, das nicht zu tun. Anstatt seine Hand wegzuziehen, fasste mir von hinten zwischen die Beine. Er habe den Eindruck, dass ich ein schlaues Mädchen sei, sagte er und fragte, ob ich mir nicht ein kleines Taschengeld dazu verdienen wolle. Total entsetzt drehte ich zum ihm um, schob ihn weg und schüttelte mit dem Kopf. Ich versuchte, wieder zu den anderen Mädchen zu kommen. Er packte mich an der Hand und hielt mich zurück. „10 Euro", meinte er, „nur ein bisschen blasen. Viel Geld für dich! Wir können auch was anderes machen, wenn du willst" Ich schüttelte den Kopf und bat ihn, mich loszulassen. Er nickte mit dem Kopf in Richtung der anderen Mädchen und sagte, dass sie das auch schon gemacht hätten. Sie wären alle schlau. Ich sah zu ...