Vanessas wichtiger Termin (Laura und Vanessa II)
Datum: 27.04.2018,
Kategorien:
Schamsituation
Autor: Anonym
... ab, rutsche mit dem Po darauf und schlage die Beine übereinander, während ich Frau Kramer beim Durchsuchen einiger Schubladen eines im Untersuchungszimmer stehenden Schranks beobachte.
Mein Unterbewusstsein nutzt die kurze Pause, und lässt meinem Mund schnell jene Frage entgleiten, die ich bei drei vorherigen Gelegenheiten - dem Gespräch mit Vanessa, der telefonischen Terminvereinbarung mit Frau Kramers Praxis und schließlich auch dem Vorgespräch - zu stellen versäumt, oder besser gesagt, zu stellen mich nicht getraut hatte: "Was wird denn noch alles gemacht?"
Sofort darauf ärgere ich mich über diese dämliche Formulierung meiner Frage, die mich nicht nur als wohl von unreifer Ungeduld getrieben dastehen lässt, sondern in ihrer unpersönlichen Konstruktion auch den Eindruck hinterlassen muss, als empfände ich diese Untersuchung als ein vermittels höherer Gewalt über mich hereingebrochenes Übel, und sähe mich keineswegs als die selbstbestimmte Patientin, die ihre delikate Situation aus der Vernunft und Selbstverantwortung einer jungen Erwachsenen heraus eingegangen ist - so wie Vanessa es schon getan hat, als sie noch deutlich jünger war als ich heute!
Eine bessere Korrektur als der hastig angebrachte Nachsatz: "Nur so interessenhalber gefragt", fällt mir aber nicht ein, und auch diesen Satz bereue ich schon, kaum dass ich ihn ausgesprochen habe. Er klingt wiederum so, als geschähe hier etwas mit mir, das mich eigentlich nichts anginge, und dem ich mich auch nicht ...
... entziehen könnte. Beides ist aber falsch.
Frau Kramer hält mit dem Suchen in den Schubladen inne, und schaut freundlich lächelnd zu mir herüber. Ihr scheint weder meine Frage, noch die Art, auf die sich sie gestellt habe, blöd vorzukommen.
"Sie sind eine bemerkenswerte junge Frau", lobt sie mich, in ihrer Stimme liegt ehrliche Begeisterung. Ich schlucke, etwas peinlich berührt, sage aber nichts zu diesem Kompliment.
"Die meisten meiner jungen Patientinnen, die diese Untersuchung überhaupt wahrnehmen - und von den jungen Herren wollen wir mal gar nicht reden", ihre Worte klingen mit keinem Stück vorwurfsvoll, sondern eher besorgt, "kommen mit ihren Eltern her, und wollen das selbst eigentlich gar nicht."
Frau Kramer hält kurz inne, und macht ein nachdenkliches Gesicht. Worüber sie aber auch gerade grübeln mag, es dürfte sie mit Sicherheit so sehr beschäftigen wie mich jener Gedanke, der mir bei ihren Worten spontan durch den Kopf schießt.
Vielleicht lässt Vanessa das hier ja gar nicht so freiwillig über sich ergehen, wie sie mir gegenüber getan hat? Was, wenn es in Wahrheit ihre Eltern sind, die das so wollen? Nun gut, sie ist inzwischen achtzehn, und kann vor dem Gesetz tun und lassen, was sie will. Aber sie geht noch zur Schule, wohnt zu Hause, und ist von ihren Eltern finanziell abhängig. Was, wenn diese sie quasi erpressen?
Das werde ich hier und heute nicht herausfinden können. Aber immerhin doch etwas anderes, dass mir in diesem Zusammenhang auf den Nägeln ...