1. Weihnachten- ein fiktives Fest


    Datum: 06.10.2019, Kategorien: Kunst, Autor: Anonym

    Eine Weihnachtsgeschichte
    
    Schon lange faszinierte mich eine alte Sennhütte in den französischen Alpen und nun ist sie seit zwei Sommern mein Eigentum. Immer wieder fuhr ich nach Savoyen in das kleine Ferienörtchen Valmorel und jedes Mal zog es mich hinauf zu dieser Hütte, mitten auf einer Alm gelegen. Mitunter fuhr ich mit der Seilbahn auf den Gipfel und lief dann bergab, um ihr einen Besuch abzustatten. Sie war immer geöffnet im Sommer und vor der Tür blühten in einem kleinen Gärtchen Blumen, es wuchsen einige Tomaten und verschiedene Kräuter. Ein kleiner Bach führte nur wenige Meter neben der Hütte ins Tal und eine alte Scheune befand sich links von der Hütte, wenn man vom Gipfel kam. Als Aufsicht war dort jedes Jahr ein Mann in meinem Alter und er erklärte den Besuchern, die es wissen wollten, wie die Arbeit und das Leben in früheren Jahren und Jahrzehnten hier oben ablief. Immer im Frühling brachten die Bauern ihre Rinder auf die Hochweiden, der Senn oder die Sennerin fertigten aus der Milch wohlschmeckenden Käse und lagerten ihn im Felsenkeller der Hütte. Betrat man diese, so kam man zunächst in einen großen Wohn- und Arbeitsraum. Die rechte Seite wurde von einem riesigen Kamin beherrscht. Ein Holzgalgen mit einem eisernen Haken trug den kupfernen Milchkessel. So konnte der Kessel immer wieder über ein Feuer geschwenkt werden und die Milch auf der richtigen Temperatur gehalten werden. Davor stand noch ein kleiner Herd, auf welchem sich die zeitlichen Bewohner ihr ...
    ... manchmal karges Mahl zubereiten konnten und auch Brot buken. Von der Tür aus ging man geradewegs auf den riesigen Tisch aus Eichenholz zu. Links und an der hinteren Wand entlang befand sich eine in den Jahren glatt gesessene Bank. Wie viele Generationen mögen wohl das Holz poliert haben? In der linken Wand führte eine schmale Stiege drei Stufen höher in zwei Schlafkammern. In jeder Kammer standen ein großes französisches Bett, ein kleiner eiserner Ofen und eine Truhe. Die kleinen Fenster ließen genügend Licht hinein und sollte es doch kalt werden oder verließen die Bewohner die Hütte, konnten Fensterläden vor Wind und Wetter schützen. Über den Kammern befand sich ein kleiner Heuboden, brandschutztechnisch vielleicht bedenklich, aber als Schutz gegen Kälte sehr zweckmäßig.
    
    Eines Tages, ich war gerade wieder auf dem Weg nach oben, begann es zu regnen und ich schaffte gerade noch die letzten Meter bis zur Hütte, bevor das Unwetter losging. Diesmal war der mir bekannte Mann nicht in der Hütte. Ein älterer Franzose saß am Tisch, im Kamin prasselte ein kleines Feuer und er hatte vor sich einen Becher Rotwein, Brot und Käse stehen. Die Haare schon weiß und die Haut vom Wetter gegerbt, schauten mich seine brauen Augen fragend an. Höflich grüßte ich ihn in seiner Sprache und bat um Unterkunft für die Dauer des Unwetters und er lud mich ein am Tisch platz zunehmen. In gebrochenen Deutsch, er hatte wohl gleich erkannt, dass ich nicht ein Landsmann von ihm bin, bot er mir von seiner ...
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