Weihnachten- ein fiktives Fest
Datum: 06.10.2019,
Kategorien:
Kunst,
Autor: Anonym
... Ich freute mich riesig, aber ein wenig musste ich die Herren bremsen. Immerhin hatte ich in meiner Heimat noch einiges zu klären und dann erst konnte ich zurückkommen. So fuhr ich nachhause, kündigte meine Arbeit, eiste meine Barschaft los und ein Makler sollte meine kleine Wohnung verkaufen. Mit einem Transporter nahm ich meine persönlichen Dinge mit und sechs Wochen später war ich wieder hier. Pierre bekam sein restliches Geld, ich die Schlüssel für die Hütte und dann richtete ich mich ein. Es war erstaunlich, wie viele Helfer sich einfaden. Sie brachten Brennholz in die Scheune, Frauen halfen mir beim Reinigen der Hütte, da sind sie nicht anders als die Frauen in meiner alten Heimat, nähten Gardinen und stellten sogar Blumen auf den Tisch. Irgendwie schon etwas peinlich, aber so sind sie eben, die Frauen. Mit der Arbeit klappte es auch, ich arbeite als Techniker an der Seilbahn und in dem Hotel, welches immer meine Unterkunft war und manchmal helfe ich den Bauern bei der Heuernte oder auch beim Viehabtrieb. Pierre Aussage zu den geringen Löhnen waren wohl stark übertrieben, ich fand sie durchaus in Ordnung und statt Geld nahm ich lieber Naturalien und diese gab es reichlich.
So kam mein erster Winter, die Touristen strömten in Scharen und an der Seilbahn, im Hotel und auf der Piste gab es reichlich zu tun. Als sich herumsprach, dass ich deutsch spreche, kamen auch immer mehr Leute, um sich dolmetschen zu lassen. Ist schon lustig, ich lerne selbst noch die Sprache, ...
... aber da ich sie besser kann, als die Touris, bin ich unter den Blinden als Einäugiger der König. Der Winter verging, es herrschte Ruhe im Ort, bevor zu Ostern das Sommerhalbjahr begann und ich hatte mich eingelebt. Die Einheimischen akzeptierten mich, wir lernten von einander manchen kleinen Kniff und die Sprache. Ich französisch, sie deutsch und mancher Wirt bat um eine deutsche Speisekarte und so halfen wir uns gegenseitig.
Pierre besuchte mich im Sommer fast jede Woche und wenn ich nicht daheim war, saß er auf der Bank oder ging auch schon mal in die Hütte, er kannte mein Schlüsselversteck. Eines Tages lernte ich auch seinen Sohn und seine Schwiegertochter mit den Enkeln kennen. Sehr nette Leute, aber doch auch sehr gehetzt von ihrer Arbeit. In ihrem Urlaub mussten sie alles schnell besuchen, Jedem mal guten Tag sagen und dann waren die vier Wochen auch schon wieder um und sie flogen zurück. So ging es mir wohl auch als Urlauber.
Auch dieser Sommer verging und es wurde Herbst, eine relativ ruhige Zeit, und dann kam der Winter. Pierre kam nun nicht so oft, aber ich fuhr mindestens einmal in der Woche bei ihm vorbei. Es war kurz vor Weihnachten und wir verabredeten, dass wir diesmal Weihnachten bei ihm feiern. Er selbst fühlte sich im Moment nicht so wohl und schließlich würde er am 15. Juni achtzig Jahre werden. Ein ganz neuer Zug bei ihm, er wurde etwas älter und sprach dies auch aus. Aber warum nicht, im vorigen Jahr feierten wir in der Hütte, dann eben in diesem Jahr ...