Weihnachten- ein fiktives Fest
Datum: 06.10.2019,
Kategorien:
Kunst,
Autor: Anonym
... Mahlzeit an. Meine nasse Jacke hing ich in der Nähe des Kamins auf, ich stellte mich vor und so erfuhr ich, dass mein Gastgeber Pierre hieß und er der eigentliche Besitzer dieser Hütte war. Nach dem ersten Glas Wein, den ersten Bissen Brot und Käse sah er mir in die Augen und fragte: „Paul, Du kommst jedes Jahr hier hoch und schaust Dir die Hütte an. Gefällt es Dir hier? Mein Neffe berichtete mir schon von dem Deutschen, der jedes Jahr genau diese Hütte besuchen kommt und manchmal stundenlang auf der Bank vor dem Häuschen sitzt und in die Gegend schaut.“
„Ja, ich komme seit zehn Jahren jedes Jahr hierher. Ich will einfach mal Ruhe finden und hier ist es ruhig und die Hektik fällt hier ab. Es ist einfach schön und warum soll ich in die Bettenburgen am Meer fahren, Lärm, Hektik und Stress habe ich das ganze Jahr.“
Pierre schaute mich nachdenklich an, mir schien es, er schaute in mein Inneres und ich wich seinem Blick nicht aus, als er mich plötzlich fragte, ob ich seine Hütte kaufen wollte. Er würde bald achtzig Jahre werden und sein Neffe war in diesem Jahr auch noch weg gegangen. Er seufzte und sagte, dass immer mehr junge Leute weggingen, sie wollten die weite Welt sehen und das große Geld verdienen.
Mich überraschte sein Angebot und so bedeutete ich ihm, dass ich eigentlich nicht soviel Geld hätte, um sein Grundstück zu kaufen. Aber er wischte meinen Einwand weg und bot mir alles für gerade mal fünftausend Euro an und ich müsste ständig hier bleiben und er würde, ...
... solange es ihm möglich ist, gerne mal hier hoch kommen dürfen und einige Stunden auf der Alm verbringen wollen. Mehr nicht.
Inzwischen war der Regen in ein Unwetter übergegangen. Der Hagel prasselte auf das Schieferdach und an die kleinen Fenster. Es war dunkel geworden und obwohl meine Uhr gerade mal 15:00 Uhr anzeigte, war es finster wie in tiefster Nacht. Ich stand auf, legte etwas Holz im Kamin nach und dann sprachen wir weiter über die Vorstellungen von Pierre. Auch wovon ich leben sollte sprachen wir und der weise Mann begann meine Bedenken zu zerstreuen. Arbeit gibt es genug im Dorf und die Hotelwirte und die Reiseunternehmen suchten dringend Leute, die gut deutsch sprechen. Es kommen immer mehr Deutsche in diese Gegend, die betreut werden wollen. Auch die Bauern hier bräuchten Hilfe. Sie zahlten zwar nicht gerade die höchsten Löhne, aber gerne mit Naturalien und alles was man zum Essen hatte, bräuchte man ja nicht kaufen. Schlitzohrig meinte er dann noch, die Zeiten, als unsere jungen Männer nach Paris als Kaminkehrer gingen sind lange vorbei und heute verhungert hier niemand mehr.
Ich wollte es mir überlegen, aber dies war eigentlich nur eine kleine Ausrede vor mir selbst, denn zu überraschend sollte sich hier ein Traum erfüllen. Pierre schmunzelte, er hatte mich wohl schon lange durchschaut, stand auf, heizte den Ofen an und kochte Tee. Ich kramte in meinem Rucksack, fand das Baguette und eine kleine Salami und so aßen wir zum Abend. Ich wollte dann los, aber ...