1. Weihnachten- ein fiktives Fest


    Datum: 06.10.2019, Kategorien: Kunst, Autor: Anonym

    ... hier unten.
    
    Es kam der Tag, an dem vieles anders werden sollte. Wir schrieben den 23.Dezember. Die Sonne ging noch strahlend auf, aber das Barometer fiel seit gestern Abend stetig. Der Wind aus Nordwest brachte im Laufe des Vormittags immer mehr Wolken und gegen Mittag gab es die ersten Wetterwarnungen. Die Seilbahn stellte ihren Betrieb ein, die Wirtin der Kammhütte in 1800 m Höhe kam in das Dorf zurück und ich besuchte noch kurz Pierre, dann fuhr ich auch in meine Hütte. Ein Feuer brannte schnell und gerade kochte ich mir meinen Kaffee, da brauste es draußen los und der Schneesturm begann. Die Sicht betrug kaum noch einhundert Meter und so wie es aussah, würde es wohl noch schlimmer kommen. Am späten Nachmittag beruhigte sich der Wind etwas, aber die Flocken fielen dicht. Leise deckte der Schnee alles zu, die Temperatur fiel auf zehn Grad unter Null und ich war froh, in meiner Behausung zu sitzen. Eben hatte ich mich auf meine Bank zurückgezogen, als es an die Tür hämmerte. Als ich öffnete, stand dort eine Gestalt in einem roten Parker und bat um Einlass. Natürlich ließ ich sie rein und als sie den Schnee von der Jacke geschlagen hatte, die Kapuze abnahm, stand vor mir eine junge Frau. Sie sagte höflich guten Tag und stand wie ein Häuflein Unglück vor mir. Als sie bemerkte, dass ich deutsch spreche, war sie irgendwie erleichtert und ich konnte sie verstehen, denn auch ich war ja mal als Tourist hier angekommen. Ich bat sie ihre Jacke und die nassen Stiefel auszuziehen, ...
    ... schob sie auf die Bank und gab ihr einen heißen Tee. Nach einiger Zeit kam sie wieder soweit zu sich, dass ich sie fragen konnte, warum sie bei diesem Wetter unterwegs war. Immerhin ist es leichtsinnig hier in den Bergen bei Unwetterwarnung einfach los zu gehen. Sie war am Morgen mit der Bahn zur Kammhütte gefahren und dann von dort aus weitergelaufen. Als es windig wurde, ging sie talwärts, aber sie hatte wohl die Entfernung unterschätzt und kam so in den Schneesturm. Dann sah sie hier das Licht und hoffte eben auf Hilfe. Helen, so hieß das hübsche Kind, wohnte zufällig in dem Hotel, in dem ich angestellt bin und eigentlich wollte sie mit ihrem Freund dort Weihnachten feiern. Er hatte sich aber von ihr getrennt und so nahm sie ihre Mutter mit. Diese würde sich bestimmt schon Sorgen machen.
    
    Ich gab ihr mein Handy, sie rief das Hotel an und informierte ihre Mutter. Eine Rückkehr heute war aber ausgeschlossen und sie würde wohl hier übernachten müssen. Nach diesem Anruf sah mich Helen aus ihren walnussbraunen Augen fragend an und meinte: „Es ist sicher frech von mir, zu sagen ich schlafe hier in der Hütte. Ich kenne Dich gar nicht und weiß auch nicht, ob Du überhaupt Platz hast:“
    
    Die Kleine war wirklich süß, kommt halb erfroren bis vor die Hütte, wird eingelassen und macht sich Gedanken über die Nacht. Bestimmt kennt sie das ungeschriebene Gesetz der Berge nicht, hier wird jedem geholfen und keiner wird bei solch einem Wetter vor die Tür gesetzt.
    
    „Du bleibst natürlich ...
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