1. Das Bangkok Syndikat 08


    Datum: 16.10.2019, Kategorien: Nicht festgelegt, Autor: bySena78

    ... seinen Kopf. Wo war nur der Schlüssel zu seinem Halsband? Wie konnte er sich von diesem Kabel befreien, wenn er sie überwältigt hatte?
    
    Doch auch eine andere Erinnerung drängte sich in sein Bewusstsein. Er hatte einen Schlag bekommen, als er sich gegen sie zu wenden versucht hatte. Womit sie ihn ausgelöst hatte, war ihm nach wie vor ein Rätsel.
    
    Christian spürte ihren Hinterkopf unter seinem Kinn, roch den Duft ihres Haares. Er musste sich zwingen, bei klarem Verstand zu bleiben. Schließlich hatte sie ihn, eingesperrt, immer wieder grausam geschlagen, von den Demütigungen einmal ganz abgesehen.
    
    „Hör auf zu denken!"
    
    Christian biss sich auf die Unterlippe. Egal, wie er nun auch reagieren würde, er würde sie nur in ihrem Vorwurf bestätigen. So schwieg er, hielt sie weiterhin fest und gab ihr das, was sie von ihm verlangte. Geborgenheit.
    
    Wenn er sie doch wenigstens nach Alain und Tom fragen dürfte. Und danach, ob er dieses schreckliche Haus jemals wieder verlassen und frei sein dürfen würde.
    
    „Wenn du weitermachst, tue ich dir sehr weh."
    
    Ihre Stimme hatte belanglos geklungen, beinahe abwesend. Sie schien selbst in Gedanken zu sein und dennoch war sie bei ihm. Wie konnte sie spüren, wenn er nachdachte?
    
    „Was ist mit dir?"
    
    Er zweifelte selbst an der Richtigkeit seiner Frage, die ihr vielleicht schon Grund genug sein würde, ihre Drohung wahr werden zu lassen.
    
    „Ich hole uns hier raus, Christian. Das verspreche ich dir."
    
    Der junge Mann war erstaunt, ...
    ... wusste er doch nicht, wie er ihre Worte auffassen sollte.
    
    „Ich habe viel Geld gespart, ich kaufe mich frei und dann gehen wir in ein anderes Land."
    
    „Wir können doch zur Polizei gehen, Nori. Dann muss er dich gehen lassen."
    
    Die Domina begann, beinahe hysterisch zu lachen, schien nun endgültig den Verstand verloren zu haben. Sie hob ihren rechten Arm, ihre Hand streichelte über seine linke Wange.
    
    Eine Weile saßen sie noch unverändert in dieser Position beisammen. Nori schien sich in seiner Gegenwart regelrecht fallen zu lassen. Es kostete den Jungen immer mehr Kraft, sich ins Bewusstsein zu rufen, wer sie war und was sie ihm angetan hatte.
    
    „Nori? Hast du etwas zu essen?"
    
    Sie löste sich aus seinem Schoß und drehte sich langsam zu ihm um. Ihre Augen musterten ihn eindringlich, ihr Blick konnte alles bedeuten.
    
    „Du gehörst mir, richtig?"
    
    Christian nickte.
    
    „Du tust alles, was ich sage?"
    
    Wiederum bejahte der Junge.
    
    Sie nickte, wirkte dabei aber nachdenklich.
    
    „Gut. Ich hole dir etwas zu essen."
    
    Sie kletterte aus dem Bett, hob ihren Gürtel und den Schlagstock auf, verließ dann das Zimmer. Christian blickte ihr hinterher, konnte ihre Fragen nicht deuten.
    
    Etwa zehn Minuten später kehrte die Thailänderin zurück. Sie hielt eine orangefarbene, flache Schüssel in ihrer linken Hand. Christian konnte Reis darin erkennen, auch etwas Fleisch, dazwischen eine undefinierbare, pürierte Pampe.
    
    Als er nach der Schüssel greifen wollte, schüttelte sie den Kopf. ...
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