1. Insel der Scham - die Botschaftseröffnung Teil 2


    Datum: 09.11.2019, Kategorien: Insel der Scham, Autor: Luftikus

    ... hatte es gewagt, Sulmavische Frauen verpixelt zu zeigen. Ein schwerer interkultureller Fauxpas, eine Beleidigung aller Sulmavischer Frauen! Das mit dem Damen von den Naked News aus Toronto war ein großer Spaß.“
    
    So setzten beide ihren Rundgang fort, genossen die Sonne auf ihrer Haut, ließen sich von den Handwerkern bewundern, während sie unaufhörlich miteinander plauschten, bis ein leises Piepsen der Uhr am Handgelenk der jungen Anwältin zum Aufbruch drängte.
    
    Als Erika Behmkamp die Pforte 2 betrat, erblickte sie eine Frau in den mittleren Vierzigern, die sich auszog. Andreas Gütmer saß am Schreibtisch, schaute zu. Die Mitvierzigerin hatte ihre Seite dem Wachmann zugewandt. Mit ihrem linken Arm bedeckte sie ihre Brüste, während sie mit dem rechten umständlich ihren Slip herunter nestelte. Was für eine schlechte Schauspielerin!
    
    „Herr Gütmer, lassen Sie nicht mit sich spielen. Holen Sie mir bitte stattdessen meinen Bastkorb herunter.“
    
    Andreas Gütmer war aufgesprungen. Da stand sie vor ihm, unverdeckt und offen, in ihrer ganzen Schönheit und Eleganz. Der Wachmann fühlte sich im siebenten Himmel, stand mit großen Augen da.
    
    „Aber Herr Gütmer, Sie wissen ja immer noch nicht, wie eine Frau aussieht. Wenn Sie mir jetzt den Korb herunter heben, dürfen Sie auch zusehen. Aber ich fürchte, dass Sie dann immer noch nicht wissen, wie eine Frau aussieht.“
    
    Der Wachmann bewunderte jede der feinen leichten Bewegungen mit denen sich Erika Behmkamp fast lautlos ihre ...
    ... Kleidungsstücke überstreifte. Die Mitvierzigerin, die schon eine ganze Weile nackt und beleidigt daneben stand, bemerkte er nicht.
    
    „Aber Herr Gütmer, ihre Pflicht. Bringen Sie der Dame Flip-Flops und die Gaderobenmarke, und ihr Korb muss auch noch ins Regal gestellt werden.“
    
    Als der Wachmann den Korb der Mitvierzigerin in das Fach schob, hörte er die Eingangstür zufallen. Erika Behmkamp war endgültig weg. Traurig dachte Andreas Gütmer daran, dass ihm für eine solche Frau die Klasse fehlte, sie für ihn unerreichbar war.
    
    Die junge Anwältin kehrte zurück in die andere Welt. Mit ihrem grauen Kostüm hatte sie auch wieder ihre alten Konventionen angelegt, saß zum zweiten Mal an diesen Tag im Büro des Seniors, der sich nun in die lange Schlange verlegen dreinblickender Männer einreihte, die Erika Behmkamp heute erleben durfte.
    
    „Nun Erika. Wie soll ich es sagen. Ungewöhnliche Situation, sehr ungewöhnlich. Wie soll man denn mit so etwas rechnen? Hätte ich davon gewusst, wäre ich selbstverständlich selbst zur Botschaft gefahren.“
    
    Die junge Anwältin setzte ihr süßestes Lächeln auf.
    
    „Aber Herr Oggersmann, denken Sie an Ihre Frau. Ist sie nicht höchst eifersüchtig?“
    
    In der folgenden Nacht plagten Erika Behmkamp wilde Träume, dann kam am Morgen der Schock. Schon beim Hereinholen der Zeitungen fiel ihr das große Bild der Boulevardzeitung auf, dass durch die darüber liegenden seriösen Tageszeitungen durchblitze. Mit zitternden Händen zog sie am Küchentisch das Schmierenblatt hervor, ...