Verhängnisvolle Umarmung
Datum: 11.11.2019,
Kategorien:
Medien,
Autor: Holzratte
... den Nachtwind durch ihre offenen Haare wehen zu lassen, das Licht des Mondes auf dem Gesicht zu spüren. Unwillkürlich musste sie lächeln. Das Dorf hatte sie fast seit ihrer Ankunft in ihren Bann gezogen, stellte es doch ein hervorragendes Jagdgebiet dar – abseits von anderen Siedlungen mitten in einem dichten Wald gelegen. Noch hatte sie ihre Entscheidung nicht getroffen ob sie hier länger verbleiben sollte oder nicht, doch der Gedanke kam ihr verlockend vor.
Ein Ziehen in ihrem Bauch riss sie aus ihren Gedanken, sie hatte Hunger. Warum nur mussten Männer immer so viel trinken, schoss es ihr durch den Kopf. Nur mit Mühe hatte sie sich daran hindern können von diesem Emil zu kosten, doch sein Gestank nach Bier hatte ihre feine Nase zu sehr beleidigt.
Sie musste nicht all zu lange warten bis sich die Tür des Wirtshauses öffnete und Emil sichtlich angetrunken heraustrat. Für einen Moment hielt er sich an der Tür fest um seine Sinne der kühlen Nachtluft anzupassen, dann schaute er sich um und entdeckte Emilia die sich mit ausgebreiteten Armen und dem Gesicht dem Himmel zugewandt mitten auf den Dorfstraße gestellt hatte. Ihre Mähne flatterte leicht im Wind und gab ihr ein elfenhaftes Aussehen. Langsam schlich er auf sie zu und der Zauber des Moments verflog als sie seine Präsenz spürte, ihren Kopf senkte und ihm mit einem Lachen im Gesicht um den Hals fiel. In diesem Moment fiel sie ihre Entscheidung, sie würde ihn sich nehmen, aber nicht jetzt, nicht in diesem ...
... Zustand.
Emil aber missverstand ihre Geste. „Hast du schon ein Lager für die Nacht?“, fragte er sie was sie mit einem einfachen Kopfschütteln beantwortete. „Dann sei so nett und gib mir die Ehre auf meinem Hof die Nacht zu verbringen. Es soll dir an nichts fehlen.“
„Dann soll es mir eine Ehre sein Gast unter deinem Dach zu sein“, erwiderte sie. Emil fühlte sich aufgrund der Redegewandtheit Emilias wieder geschmeichelt da er sie nun vollkommen aus gutem Hause dachte.
Schweigend setzten sie den Weg zu Emils Heim an und erreichten ihn nur wenige Minuten später. Im Wohnhaus brannte noch Licht als sie durch das Tor den Hof betraten. Zielstrebig führte Emil sie hinein in die Stube wo seine Frau Berta am Spinnrad saß und wie jede Nacht auf ihn wartete. „Du bist mal wieder spät“, begrüßte sie ihn mürrisch ohne auch nur den Blick von ihrer Arbeit zu wenden.
„Aber ich habe uns einen Gast für die Nacht mitgebracht“, erwiderte er und seine gute Laune schwang in seinen Worten mit. Verwundert hob Berta den Kopf und musterte Emilia für einen Augenblick, dann legte sie ihre begonnene Spindel zur Seite, erhob sich und trat mit offenen Armen auf sie zu. „Dann sei unter unserem Dach willkommen. Die Mägde schlafen zwar schon aber das Gästezimmer ist wie immer für unerwartete Gäste vorbereitet.“
Emilia war wie benommen, ein unwiderstehliches Aroma ging von Emils Frau aus, wie von einem Becher warmer Milch mit etwas Honig darin. Des Weiteren wusste sie für den ersten Moment nicht ob sie das ...