1. Dunkle Magie - Leseprobe


    Datum: 11.11.2019, Kategorien: Nicht festgelegt, Autor: byJoanWilbury

    ... Daumen in die Gürtelschlaufen und musterte Jenny, die stur sitzen blieb.
    
    „Glaub mir, Herzchen, es ist besser für dich, wenn du mit nach unten kommst", meinte ich gelassen. Offenbar war die unterschwellige Drohung bei ihr angekommen, denn sie stand langsam auf.
    
    „Na also", sagte ich munter. „Braves Mädchen."
    
    Ich war wirklich gespannt, wie sich dieses Wochenende entwickeln würde.
    
    (...)
    
    Samstag, 9. Oktober 2010
    
    09:11 Uhr.
    
    Jennys Perspektive
    
    Etwas weiches, haariges fuhr mir über das Gesicht und brachte mich zum Niesen, als es an meiner Nase vorbei strich. Verwirrt schreckte ich aus meinem leichten Schlaf und blickte in die klugen gelben Augen einer schwarz-weiß gescheckten Katze.
    
    Seit wann hatte ich eine Katze?
    
    Ich rieb mir die verklebten Augen und blinzelte in die helle, freundliche Morgensonne, die durch das Fenster in ein fremdes Zimmer schien. Mein Gefängnis.
    
    Seufzend drehte ich mich auf den Rücken.
    
    „Hättest du mich nicht noch ein bisschen schlafen lassen können?", fragte ich die Katze, die neben mir auf dem Kopfkissen saß. „Bis eben hatte ich Ruhe vor der Wirklichkeit."
    
    Seltsamerweise hatte ich keine Albträume gehabt, zumindest keine, an die ich mich hätte erinnern können. Insgeheim hatte ich befürchtet, im Schlaf wieder und wieder den schrecklichen Tod von Luise und Theo Gärtner mitansehen zu müssen, aber die grausigen Bilder verschonten mich. Stattdessen war mein Schlaf wie ein tiefes, dunkles Loch, aus dem ich nur ganz ...
    ... allmählich wieder auftauchte.
    
    Die Katze stand auf und stolzierte vom Kissen herunter, wobei sie mir mit dem Schwanz die Wange entlang fuhr. Damit musste sie mich eben geweckt haben. Wie selbstverständlich kletterte das Tier auf meinen Bauch, streckte sich darauf aus und warf mir einen, wie es schien, auffordernden Blick zu. Unwillkürlich musste ich lächeln und begann, die Katze am Kopf zu kraulen, worauf sie entspannt die Augen schloss und zu schnurren begann. Ich fühlte mich durch die Anwesenheit des Tieres irgendwie getröstet. Zumindest war ich nicht völlig allein.
    
    „Eigentlich musst du doch ziemlich verwirrt sein", sagte ich leise. „Herrchen und Frauchen plötzlich nicht mehr da und dafür drei Fremde im Haus."
    
    Gestern Abend hatte ich für Serafina und Samantha kochen müssen. Danach, was sie mir kurz nach dem Mord an dem Ehepaar gesagt hatte, widerstrebte es mir, sie so zu nennen. Es stimmte, vor einer Weile hatte ich noch die Meinung gehabt, dass „Samantha" ein schöner, warm klingender Name war. Aber sie hatte recht, diese Assoziationen passten absolut nicht zu ihr. Der Benutzername für ihren PC fiel mir wieder ein. Sam. Kurz und hart. So würde sie ab jetzt für mich heißen.
    
    Aus einer Packung Spaghetti und ein bisschen Gemüse -- besonders viel Auswahl gab es in der Küche der Gärtners nicht -- hatte ich schließlich ein ganz passables Abendessen zustande gebracht. Serafina und... Sam zumindest hatten nichts weiter daran auszusetzen und ich war so ausgehungert, dass ich ...
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