Der verschmähte Froschkönig
Datum: 03.05.2018,
Kategorien:
Nicht festgelegt,
Autor: byDorisAnbetracht
... Mädchen?«
»Das waren Prinzessinnen. Auch diese spielten hier am Teich. Auch sie warfen etwas in hinein oder ließen es fallen. Aber sie waren auch gemein, denn Versprechen hielten sie nicht, obwohl sie beteuerten, alles zu geben, um an ihr Kleinod zu kommen. Warum meinst du also, sollte ich dir die Perle wieder nach oben holen?«
Die Prinzessin, die bei dem Kompliment über ihren Namen rot angelaufen war, erblasste schlagartig. Dieses garstige Wesen, was konnte es verlangen? Außerdem, ein sprechender Frosch, so einem begegnete man nicht alle Tage. Calea hatte gelogen, denn die Namen sagten ihr etwas. In den Chroniken der Familie fand man sie erwähnt, als harte und traurige Frauen, die nie einen Ehegatten abbekommen hatten. Aus welchen Gründen auch immer, denn diese wurden nicht erwähnt.
»Ich bin nicht so wie diese«, erwiderte die junge Frau daher schnell. »Ich wäre so dankbar, wenn ich diese Perle zurück in Händen hielte, dass ich all meinen Schmuck dir geben würde. All meine Besitztümer, sogar meine hübschen Kleider. Also alles, was du willst.«
»Warum ist dir diese Perle so wichtig? Wichtiger als alles, was du besitzt?«
»Sie gehört mir nicht. Ich hätte sie nicht einmal nehmen dürfen. Und sie muss zurück in der Schatzkammer sein, bevor mein Vater sie vermisst. Ansonsten bekomme ich mächtigen Ärger. Also, was kann ich dir geben, damit du sie mir aus dem Wasser heraufholst?«
»Deine Besitztümer will ich gar nicht. Was soll ich denn auch mit ihnen unten im Teich ...
... anfangen. Aber hier ist es so langweilig. Die anderen Frösche nerven einfach nur mit ihrem Gequake. Sei mir eine Freundin. Komme mich besuchen. Lade mich zu dir ins Schloss ein. Lass mich an eurem nächsten Bankett ein Gast sein, der neben dir sitzt und mit dir speist. Und wenn es Herbst wird, bitte mich in dein Bett, damit ich nicht einen weiteren Winter in diesem kalten Wasser frieren muss.«
Calea dachte nach. Gesellschaft leisten hier am Teich, das wäre eine Abwechslung zu ihren Freundinnen. Wenn sie es oft genug machen würde, würde der Frosch bestimmt die anderen Bedingungen vergessen. Der Ekel vor dieser Kreatur schüttelte sie innerlich durch. Neben ihm sitzen und speisen oder gar ihr Bett mit ihm teilen? Niemals. Aber das musste er nicht wissen. Von diesen drei Bedingungen würde sie ihm genau eine gewähren.
»Ja, ich gewähre dir deine Forderungen. Bitte hole mir die Perle herauf.«
»Vorher einen Kuss. Dieser soll unser Bündnis besiegeln.«
Einen Kuss?! Innerlich würgte die Prinzessin schon, allein der Gedanke, dieses Wesen auch nur zu berühren. Aber sie benötigte diese Perle zurück. Langsam beugte sie sich zu dem Frosch hinunter, schloss dabei die Augen und berührte die Haut ganz sacht mit ihren Lippen, um sich sofort wieder zu erheben. Überlebt, dachte sie bei sich.
Als sie die Augen aufschlug, spang der Frosch auch schon zurück in den Teich, wobei er kurz darauf auftauchte und in seinen Fingern die kostbare Perle hielt. Calea riss sie ihm aus den Fingern und ...