1. Der Schmied aus Intal 2/38


    Datum: 16.12.2019, Kategorien: Hardcore, Autor: aldebaran66

    Kapitel 2
    
    Wälder, soweit das Auge reichte, unterbrochen durch Sümpfe, die man in der Nacht umgehen musste. Selbst am Tag war es besser, in einem Bogen herumzulaufen. Das Auge konnte getäuscht werden, manche grüne Fläche war nur von Torfmoos bewachsen und machte einen friedlichen Eindruck, darunter lag der Tod. Zäher, klebriger Schlamm ließ einen einsinken, und wenn man sich wehrte, sank man tiefer hinein. Man ertrank nicht, man starb an Erschöpfung. Zu dieser Zeit war die Feuchtigkeit darunter kalt und der Körper kühlte schnell aus. Kam einem Niemand zur Hilfe, war das Ende nicht fern.
    
    Schrie man verzweifelt, musste man hoffen, dass der, der kam, einem helfen wollte. Es kam genauso vor, dass der vermeintliche Retter andere Ziele verfolgte. Man starb nicht nur, sondern wurde vorher oder danach ausgeraubt. Es gab Menschen, die warteten, dass man im kühlen Morast verreckte. Danach warf man eine Schlinge über den leblosen Körper und zog ihn heraus. Hier nahm man ihm alles, was er hatte, wirklich alles, die Zeit war hart. Den nackten Körper warf man zurück ins Moor oder ließ ihn liegen, damit die Tiere des Waldes den Rest besorgten.
    
    Ich hielt mich von den Straßen fern, hatte wenig Geld dabei, es hätte vielen Menschen gereicht, mir dafür die Kehle durchzuschneiden. Stattdessen lief ich durch die Wälder, immer auf der Hut und leise, wie es ging. Zwielichtiges Gesinde durchzog die Einöde auf der Suche nach Nahrung.
    
    Jetzt im Sommer, der sich dem Ende zu neigte, bestand ...
    ... meine Hauptnahrung aus Pilzen, die vermehrt aus dem Boden kamen. Veit hatte mir beigebracht, welche genießbar waren, alle anderen ließ ich zu meinem Bedauern stehen.
    
    Ab und zu fand ich wilde Beeren, die ich wie die Pilze roh verzehren konnte. Feuer wollte ich nicht machen, zu schnell hätte es mich oder meinen Standort verraten.
    
    Veit hatte mir beigebracht, wie man Fallen stellte und ich versuchte es mehrmals, aber ich hatte keine Zeit dafür, von daher fing ich nichts. Ich wollte schnell und weit nach Süden, über die hohen Berge, die man mir beschrieben hatte. Der nächste Winter stand vor der Tür. Berge, ein Wort, was ich kannte, konnte nichts damit anfangen. Man hatte mir erklärt, dass eine Art Hügel wäre, jedoch wesentlich höher. Vorstellen konnte ich es mir nicht. Vor allem nicht, das diese aus Stein sein sollten. Bei uns in der Gegend gab es eine Anhöhe, aber die war aus Erde. Man erzählte sich, dass dort lange verstorbene Menschen begraben wären und in bestimmten Nächten kämen deren Geister heraus, um auf dem Hügel zu feiern. Als ich Kind war, konnte man mich damit erschrecken.
    
    Am zehnten Tag meiner Wanderschaft war ich ausgezehrt und kam langsam voran. Die rein pflanzliche Nahrung enthielt wenig Nährstoffe und mein Körper hatte geringe Reserven. Menschen hatte ich die ganze Zeit nicht ein einziges Mal gesehen. Nur einmal meinte ich in einiger Entfernung, Stimmen zu hören, sicher war ich mir nicht. Ich wich ihnen aus.
    
    Später traf ich auf einen Trampelpfad. ...
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