1. Spätsommerflirt Teil 03


    Datum: 31.12.2019, Kategorien: Erotische Verbindungen, Autor: byBlueBird18

    ... heimischen Hotelzimmer.
    
    Carsten blickte wieder zu dem fremden Schatten hoch, der von unten betrachtet, fast monolithisch neben ihm aus dem Boden ragte. „Ok, mein Freund,... eine Flasche Rum,... und die erste Runde trinkst du mit,... in unserem Hotelzimmer!"
    
    Fast augenblicklich spaltete sich die Nacht, dort wo das Gesicht des Fremden war und die Zahnreihen leuchteten wieder mit einem Grinsen, das Carsten noch breiter erschien als das vorherige.
    
    „Ich sehr gerne komme mit euch!"
    
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    03:10 - Kjell
    
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    Das monotone Zupfen von Gitarrenseiten pochte durch die Overhead Kopfhörer, direkt in Kjells Ohrmuschel. Eine sich in Halbtonschritten, elegisch dahinschleppende Melodie, die wie ein ausgehungerter Pulsschlag durch seine pumpenden Venen trieb.
    
    „She is in my head again,... she knows where I have been,... I'm going down that road again...", raunte eine Stimme entrückten Leidens, dessen Gesang sich wie zärtlicher Wahnsinn in den trägen Rhythmus einfügte.
    
    Odins Sohn lehnte in sechzig Metern Höhe am Geländer der Aussichtsplattform, dem so genanten „Balkon Europas", einem Ort der durchseucht war von Erinnerungen an die verheiratete, schier unglaubliche Frau, welche er hier unter wahrhaft außergewöhnlichen Umständen kennen gelernt hatte. Wie Tentakel ringelten sich die Gedanken an Julia Franke um seinen Verstand, peitschten seinen angeborenen Optimismus in Stücke und konfrontierten ihn mit einem Gefühl, das er zum ersten Mal in seinem ...
    ... Leben, mit voller Wucht zu spüren bekam. Die unbändige Sehnsucht nach einem anderen Menschen.
    
    Schließlich hatte er den Entschluss gefasst, sein Sportdress anzuziehen und so lange durch die Nacht zu laufen, bis seine Gedanken sich aus dem Dickicht rankender Gefühlswirrungen heraus winden würden. Sein Bewegungsdrang führte ihn auf diese Aussichtsplattform, wo alles begonnen hatte.
    
    Jetzt blickte er am Geländer lehnend hinab. Meeresrauschen entstieg der Finsternis unter ihm und er faste den Entschluss endgültig Abschied zu nehmen. Seine Augen tasteten den Horizont ab, fixierte den Übergang, an dem sich das leuchtende Himmelsgestirn, auf das dunkle Meer hinab senkte, so als würde Sternenstaub auf eine gargantueske, schwarze Zunge rieseln und in einem alles verschlingenden Nichts verschwinden.
    
    „... She's in my bed again,... she marks her fingerprints in my skin,... I breath her perfume in,... and it burns like Heroin..." trieb die Stimme ihren klagenden Gesang weiter voran und sickerte wie eine desperate Beschwörung in die kreisenden Gedanken des jungen Norwegers.
    
    Kjell blickte auf das Display seines Handys. Dann sah er auf seine Hand, die das Geländer umklammerte dort, wo vor vier Tagen noch ihre langen, lackierten Finger das Metall berührten, als er hinter ihr stand und seine Arme um sie geschlungen hatte. Die Aussichtsplattform spuckte den geisterhaften Widerhall eines imaginären Duftes aus, der sich in Kjells Sinne frass und für einen Moment glaubte er tatsächlich ...