1. Die Drachenherrin - Teil 02


    Datum: 04.01.2020, Kategorien: Sci-Fi & Phantasie Autor: by_Faith_

    ich weiß, ich bin verdammt spät dran. ... aber besser spät, als nie ...die 2008er Version mit kleinen Abwandlungen
    
    Drachenherrin -- Teil 2
    
    Zwei Tage verbrachte ich in meinem Hort und träumte von dem frechen Burschen am See. Selbst die einfachsten Dinge verwechselte ich durch meine Sehnsucht. Dennoch zögerte ich ein erneutes Treffen hinaus. Was würde mir die Liebe zu diesem Sterblichen bringen? Zur Ablenkung räumte ich meinen Hort auf. Tim ließ so viele Dinge zurück, dass ich sie noch immer nicht alle ordnen konnte.
    
    Ein silberner Spiegel machte mich auf meine zerzausten Haare aufmerksam. Nachdenklich bürstete ich meine hüftlangen Haare und betrachtete mein Spiegelbild. Der Zauber meiner unnatürlichen Schönheit wirkte nicht auf mich, aber jeder Mensch verfiel der magischen Ausstrahlung. Schon oft empfand ich diesen Zauber, den Denysis mir zum Geschenk machte, als Last, gar als Fluch.
    
    Diese Illusion war nicht mehr nötig, war es doch hinlänglich bekannt, dass Drachen generell in ansehnlicher Gestalt erscheinen. Aber als mir Denysis dieses Geschenk machte, war ich eine schwache Menschenfrau, dankbar für jede Bereicherung des vergänglichen Daseins. »Eine dauerhafte Illusion muss man doch zumindest zeitweise bannen können?«, entfuhr es mir gedankenschwer.
    
    Anmutig, und ruhigen Schrittes, wie es sich für eine Dame gehört, durchstreifte ich meinen Hort, blätterte in unzähligen Büchern, die weit verstreut lagerten, und noch immer nicht der Ordnung entsprachen, die ich ...
    ... anstrebte.
    
    ***
    
    Am dritten Tag fand ich das seltene Buch „Über die tieferen Geheimnisse der Schule der Illusionen". Glücklich fiel ich auf einen bequemen Sessel und las, dass ein persönlicher Gegenstand des ursprünglichen Verursachers nötig war, um dauerhafte Illusionen zu bannen oder sonst irgendwie zu beeinflussen.
    
    »Nun, liebste Denysis, du wirst mir sicher eine deiner wunderschönen Federn überlassen«, sprach ich in Gedanken und sprang auf, um meine Drachengestalt anzunehmen. Ich verbarg das Buch unter einer großen Schuppe und schoss pfeilschnell aus der Höhle. Auf der Spitze des Berges Nimboril nahm ich Platz und genoss die kräftigen Strahlen oberhalb der Nebelschwaden, die sich feige in den Tälern sammelten, um schon bald von einem neuen Tag vertrieben zu werden.
    
    Voll überschwänglicher Freude griff ich mit meiner Vorderklaue eine einsame Ziege, die ängstlich auf einem Felsvorsprung kauerte und den Abstieg nicht wagte. »Komm flieg mit mir! Mutig stürzen wir uns von der hohen Klippe und segeln steil nach unten. Fühlst du den Wind unter den Flügeln? Die Luft ist stark -- sie kann uns tragen. Langsam drehen wir bei, halten die Höhe und umkreisen die einsamen Bergspitzen. Einsam und kalt ragen sie aus den tiefen Wolken, unverrückbar und würdevoll. Immer schneller rasen wir über sie hinweg -- lassen sie hinter uns zurück.
    
    Vor uns tut sich neues Land auf. Grüne, saftige Hügel, von vielen Bächen durchzogen. Steil geht es nach unten, schnell kommt der Boden näher und ...
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