1. Die Drachenherrin - Teil 02


    Datum: 04.01.2020, Kategorien: Sci-Fi & Phantasie Autor: by_Faith_

    ... doch fallen wir nicht, sondern segeln knapp über dem Dach des Waldes. Riechst du die frische Morgenluft? Noch einmal schrauben wir uns hoch, hoch in die Luft und betrachten das weite Land unter uns. In weiter Ferne am Horizont thronen die Berge, davor die grünen Hügel - und nun kommen saftige Wiesen und fruchtbare Felder.
    
    Senkrecht stürzen wir zu Boden, drehen uns und genießen den Wind, der uns umspielt. Hörst du die Frösche quaken? Sie sitzen in ihren Tümpeln und begrüßen den neuen Tag! Wir kreisen und setzen zu einer sanften Landung an. Hat es dir gefallen, kleine Ziege?«
    
    Als ich das Tier auf der Weide absetzte, knickten seine Vorderbeine ein. Mit zitternden Hinterläufen meckerte es mich vorwurfsvoll an. Ich lachte. »Du wirst dich schon wieder erholen. Hier hast du viel saftiges Gras und keine Felsen stehen dir im Weg.«
    
    Ohne mich länger mit dem kleinen Geschöpf zu befassen, spreizte ich meine silbernen Drachenflügel und stieß mich vom Boden ab. Es war sicher nicht leicht, Denysis in der unendlichen Weite der Welt zu finden, aber sie wollte in „ferne Länder" reisen, also musste ich hier sicher nicht nach ihr suchen.
    
    Doch dann wurde mir schmerzhaft bewusst, dass eine weite Reise auch viel Land zwischen mich und dem frechen Burschen am See bringen würde. Die letzten drei Tage waren eine Qual, mein Herz sehnte sich bereits sehr nach ihm. Kurzum entschloss ich meine Reise zu verschieben, um den Fischer noch einmal zu besuchen. Ich musste zurück zu den bewaldeten ...
    ... Hügeln.
    
    ***
    
    Nervös klopfte ich gegen die Tür seiner Hütte, zupfte an meinem einfachen Kleid und sorgte mich um Äußerlichkeiten, die mir noch nie zuvor in den Sinn gekommen waren. Er öffnete verwundert, dann wurde sein Blick finster. Mein Herz hüpfte vor Freude, ich lächelte ihn verlegen an und wollte gerade etwas sagen, als er mir ins Wort fiel. »Du willst mich wohl zum Narren halten!«
    
    Verwundert schaute ich in an und schüttelte den Kopf. Aber er achtete nicht auf mich, sondern ging in seine Hütte und kramte in einer Kiste. Er hielt mein altes Gewand anklagend hoch. »Hier, ich fand dein Kleid vor zwei Tagen im Wald und suchte eine ganze Nacht und einen Tag voll Sorge. Und jetzt tauchst du hier vor meiner Hütte auf, in einem neuen Kleid und gibst dich, als wäre es das Normalste der Welt.«
    
    Ich musste schlucken, seine Vorwürfe waren gerechtfertigt, wieder herrschte er mich an. »Ist es da, wo du herkommst üblich, dass eine Magd morgens fluchtartig davonrennt, ihr Kleid im Wald liegen lässt, und dann in neuen Gewändern zurückkehrt?«
    
    Ich blickte demütig zu Boden und trat von einem Bein auf das andere. Sein Schimpfen erinnerte mich an meinen Vater und wie ein ausgeschimpftes Kind fühlte ich mich auch. Mit Tränen in den Augen versuchte ich mich zu rechtfertigen. »Es ist schwer zu erklären und ich weiß nicht, wie ich beginnen soll. Aber du musst mir Zeit geben und zuhören.« »Komm rein, ich werde dir zuhören.«
    
    Mit dem Herz voller Liebe vom Geliebten geschimpft zu werden, ...
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