1. Vice Versa


    Datum: 06.01.2020, Kategorien: Medien, Autor: LaVie

    Der Mann, der mich gerade mit seinen blau-grauen Augen ansieht und dann auszieht, erzählte mir von seiner Vorliebe für Duftkerzen.
    
    „Du kannst dir das so vorstellen: Jede Note weckt in unserem Gehirn Erinnerungen - aber erst im Zusammenspiel mit anderen Komponenten, den Gegenständen, aber auch dem Wetter. Und der
    
    Stimmung. Man muss eine Kerze finden, die genau zu einem passt.“, erklärte er.
    
    „In Ordnung“, erwiderte ich, „ich mag den Geruch von Vanilleblüten. Vanille geht immer.“
    
    „Ja,“, sagte er, „Vanille riecht süß. Aber du bist nicht süß, sondern eher scharf.“ Ein Grinse-Smilie.
    
    Ich wurde rot, aber er sah es nicht. Ein Lächel-Smilie.
    
    Der Mann, der mit seinen rauen Händen meine Oberschenkel streichelt, bis ich vor Erregung unwillkürlich zucke, referierte über seine Lieblingswurstsorten.
    
    Die Blutwurst, erklärte er, sei gar nicht so eklig, da es ja nur geronnenes Eiweiß sei, als habe man ein Ei kleingehäckselt und mit roter Farbe vermischt. Außerdem sei die Mischung aus festen Stückchen und weicher Masse einzigartig und böte unzählige Möglichkeiten, nicht nur Speck, sondern Innereien und sogar Gemüse!
    
    Ich nickte. Ohne, dass er es sehen konnte, schob ich mir ein Stückchen Serrano-Schinken in den Mund und antwortete:
    
    „Ich probiere grade vegetarische Würstchen. Schmecken nicht so toll!“
    
    „Tofu ist auch keine Wurst“, entrüstete er sich, „Entweder man mag Fleisch und ist bereit, dafür Tiere zu schlachten oder man lässt es und verzichtet auf diese ...
    ... herrlichen Aromen. Aber
    
    ist es besser sich mit Salz und künstlichen Geschmacksstoffen vollzuballern?“
    
    „Da hast du recht!“, pflichtete ich ihm bei und übersandte ihm ein Bild meiner Zwischenmahlzeit, „Ganz oder gar nicht.“
    
    „Ich bring dir mal eine richtige Wurst vorbei. Aus der Region, natürlich.“, schrieb er. Grinse-Smilie.
    
    Ich blickte melancholisch aus dem Fenster und ließ mir die Worte auf der Zunge zergehen. Zungen‑Smilie. Leck mich doch, wenn du dich traust.
    
    Der Mann, der mir vorsichtig den Slip nach unten zieht, meine Beckenknochen abfährt und sich mit seiner Zunge den Weg durch meine Härchen bahnt, erzählte mir von seinem Elternhaus.
    
    „Es steht am Stadtrand, in einem der Neubaugebiete“, sagte er und schickte mir den Google-Link, „Damals, zur Zeit des Wirtschaftswunders, als es die Menschen wieder in die Natur trieb und ein
    
    eigenes Haus DAS Statussymbol war, wurden meine Eltern Teil einer Baugenossenschaft. Wir haben sogar einen kleinen Garten, den meine Mutter immer noch pflegt, du solltest mal den Salat probieren, den sie aus unseren Tomaten macht!“ Drei
    
    Ausrufezeichen.
    
    „Ich lebe im Plattenbau, bei uns wäre es gefährlich, den Schnittlauch am Straßenrand zu essen“, erklärte ich lächelnd, „Dafür muss bei uns nicht mit den Nachbarn plaudern, um
    
    informiert zu sein - wir müssen einfach nur still sein, die Wände reden von allein.“
    
    Er lollte. Ich lollte zurück.
    
    „Ihr könnt also auch ohne YouPorn. Im Osten ist eben doch alles besser.“, sagte ...
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