Vice Versa
Datum: 06.01.2020,
Kategorien:
Medien,
Autor: LaVie
... gegessen und viel Brot. Zwiebelbrot und Walnussbrot, das solltest du mal probieren! Zum Abschluss noch Absinth-Eis. Wie sie sich den kleinen Tropfen von
den Lippen geleckt hat... wow! Dann sind wir noch eine Weile im Park spazieren gewesen. Ich wusste, dass man mit ihr gut reden kann, aber... so gut? Sie denkt oft genauso wie ich: über Putin, und Obama, und dass die Bildung in unserer Gesellschaft total vernachlässigt wird! Hast du schonmal einen Menschen getroffen, der dir so ähnlich ist?“
„In Ordnung“, schrieb ich und wollte den Machern des Chats einen Tritt in ihre Weichteile geben, weil es zwar sinnlose Smilies wie „Ich trage eine Brille“ und „Ich zwinkere“ gibt, aber keinen, der ausdrückt „Du überschreitest gerade mehrere, weit entfernte Grenzen und nur eine davon lässt mich darüber nachdenken, ob ich überhaupt noch mit dir reden will! Schon mal was von 'Rücksicht' gehört? Ich bin doch kein Computer, der nur dann Emotionen einschaltet, wenn man es fordert!“ Solche Smilies gibt es nicht. Nur Punkte. Und die haben eine Bandbreite von „Hören“ über „Desinteresse“ oder „Weiß nich, was ich sagen soll“ bis zu „Bitte Themenwechsel!“. Mark sollte nicht von sich auf andere schließen.
„Das klingt sehr interessant, aber eine Frau will sowas nicht wissen.“, sagte ich. Und wenn es die Möglichkeit gäbe, hätte ich noch drei große Punkte dahinter gesetzt.
„Ich verstehe. Aber... ich musste mich irgendjemandem mitteilen“, erklärte er traurig.
„Das leuchtet mir ein. Aber ...
... ich bin die falsche Person dafür.“, ich setzte noch einen weinenden Smilie dazu, weil es mir leid tat, ihn bremsen zu müssen, aber wir müssen alle auf uns achten. Um ihn
aufzumuntern, ergänzte ich: „Schreib es in dein Tagebuch“ Lächel-Smilie.
„Du bist mein Tagebuch. Auch wenn die Vorstellung, dich mit Farbe vollzuschreiben, ihren Reiz hat“, züngelte er mich an. Obwohl mir in diesem Moment nicht nach Gedanken-Sex war, musste ich
schmunzeln. Kreativität verdient mehr Respekt als mangelndes Feingefühl Wut.
„Schlaf schön“, überging ich seinen Vorschlag, „Und träum von ihr. Du hast es verdient, glücklich zu sein!“ Meine Worte waren ehrlich. Und mir nach schlafen. Ich kuschelte mich in meine Decke und war froh, dass er in diesem Kasten eingesperrt war.
Der Mann, der mir meinen Orgasmus versagt und mich stattdessen auf seinen kleinen Felsen setzt,
um meinen Körper zu streicheln, während er in mir verharrt, erzählte mir von seinem Beruf.
„Ich arbeite in der Werbeabteilung eines großen Verlages.“, sagte er.
„Das klingt interessant! Was machst du da?“, fragte ich gespannt.
„Werbemaßnahmen ausdenken und koordinieren. Herausfinden, warum der Absatz trotzdem sinkt. Und den Ärger bekommen, wenn wir mit einer Aktion irgendeinen Skandal ausgelöst haben.“, tippte er.
„Sehr glamourös!“, schrieb ich und sah Sternchen vor meinen Augen. Wenn ich mal groß bin...
„Meistens sitze ich aber nur im Büro und versuche, aus mittelmäßigen Ideen etwas Brauchbares zu machen.“, ...