1. Das Mädchen aus dem Wasser Teil 2


    Datum: 06.01.2020, Kategorien: Insel der Scham, Autor: Holzratte

    Das Mädchen aus dem Wasser #2
    
    Holzratte,
    
    © 2011
    
    Johannes hatte lange gebraucht bis er die Spuren des Sturmes wenigstens halbwegs beseitigt hatte und als er sah, dass er es nicht alleine schaffen würde hatte es ihn noch einmal viel Überwindung gekostet um sich zu seinen Nachbarn aufzumachen und sie um Hilfe zu bitten. Diese willigten erstaunlich rasch ein und schon am nächsten Tag hatte er fünf freiwillige Helfer die ihm tatkräftig zur Hand gingen. Auf diese Art und Weiße gelang es ihnen binnen kürzester Zeit die Holzreste seines Schuppens und seines Bootes aufzuschichten, den halb verwesten Fischfang zu vergraben und damit den immer größer gewordenen Schwarm an Möwen zu vertreiben, das Dach und Mauerwerk seiner Hütte auszubessern und die Mole seines kleinen Hafens zu erneuern. Er wusste gar nicht wie er sich bei ihnen bedanken sollte doch sie erwiderten nur, dass er doch mal wieder in der Dorfschänke vorbeischauen solle. Dort könne er ja jedem von ihnen ein Bier spendieren.
    
    So kam es, dass nach nur zwei Wochen ununterbrochener Arbeit sein Haus wieder fast wie neu wirkte und nur noch das blattlose Buschwerk an die Zerstörung jener schicksalsvollen Nacht erinnerte. Doch das Leben kehrte zu ihm zurück. An manchen Stellen kämpften sich schon wieder die ersten Grashalme durch die Erde.
    
    Es hatte ihn erneut Kraft gekostet den Mut aufzubringen um nach Jahren wieder einmal in das nahe gelegene Dorf zu gehen und dort das Gasthaus aufzusuchen. Zu lange schon hatte er ...
    ... allein an seinem Ende der Bucht, nicht weit weg von seinen Mitmenschen aber doch weit genug um ein einsames und ungestörtes Leben führen zu können, gelebt.
    
    Ungewöhnlich schnell fand er sich eingebunden in die Gespräche an seinem Tisch, lachte sogar mit den Anderen wie als wäre er jede Woche ein Teil des Stammtisches gewesen und spendierte mehr als nur eine Runde Bier. Trotzdem erfüllte es ihn mit tiefer Erleichterung als er sich spät in der Nacht wieder auf den Heimweg machte, begleitet nur von dem Säuseln des Windes und den Geräuschen der Nacht.
    
    Nur mit seiner Unterhose bekleidet saß Johannes am nächsten Tag am Strand, umringt von mehreren kleinen Holztafeln und der Sonne im Rücken. Eine dieser Tafeln lag auf seinen ausgestreckten Beinen und in der Hand hielt er ein Stück Holzkohle. Schon seit dem Morgen saß er hier und entwarf sein neues Boot, doch hatte er schon viele Entwürfe verworfen. Es sollte schneller und beweglicher sein als sein vorheriges, doch gelang es ihm nicht das Bild aus seinem Kopf auf die Hölzer zu übertragen. Zum Einen lag das daran, dass das Bild in seinem Kopf noch recht vage war, hier und da teilweise noch recht verschwommen, zum Anderen daran, dass manche seiner Ideen nicht realisierbar waren. So wusste er zum Beispiel noch nicht wie er seinem Boot eine stabilere Wasserlage geben konnte. Sein altes Boot hatte schon bei dem kleinsten Wind angefangen zu schaukeln, ganz zu schweigen bei Stürmen. Bei Stürmen war er sich immer hilflos und auf seinem Boot ...
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