1. Heidi - Teil 01


    Datum: 09.01.2020, Kategorien: Romane und Kurzromane, Autor: byAlexSandra

    ... Absatz um und Heidi stand eingeschüchtert vor dem Alm Öhi, wie er hier genannt wurde, und seinem Hund Josef.
    
    „So, du bist also die Heidi. Die Heidi, die ich zuletzt als Baby gesehen habe, bevor Dete dich mir nach dem Tod deiner Eltern entzogen hat. Na dann, komm mal herein in die gute Stube."
    
    Die gute Stube war tatsächlich gar nicht gut. Heidi hatte gar keine Lust darauf, mit diesem ihr unbekannten alten Knacker auf der Hütte zu wohnen. Sie sah sich um. Da gab es nicht viel. Einen Tisch, massiv, vor dem Fenster. Eine Bank und zwei Stühle. Ein großer, offener Kamin, über dem ein riesiger Metallkochtopf hing und einen alten Schrank, im dunklen Teil des Raumes. Auf den Boden führte eine Holzstiege, neben dem Kamin war eine Tür. Heidi öffnete sie. Darin stand ein kleines Heulager, wo der Alte schlief.
    
    „Du wirst oben schlafen. Ich werde dir Heu hochbringen und ein paar Säcke. Außerdem zimmere ich dir dann morgen noch ein Bettgestell."
    
    „Ist das alles, was es hier gibt. Ich meine, gibt es hier nichts, außer dem, was ich sehe? Das ist ja todlangweilig." Heidi ging zur Tür hinaus. Nichts als Wiesen, Weiden, Berge, Tannen. Hinter dem Haus plätscherte eine kleine Quelle in einen hölzernen Trog.
    
    Das Wasser war eiskalt.
    
    „Igitt, das ist ja eiskalt. Kann ich es irgendwo aufwärmen, damit ich mich waschen kann? Und außerdem muss ich mal."
    
    „Hier in den Bergen braucht man nicht mehr, und schon gar kein warmes Wasser zum Waschen. Du kannst dich dort waschen, an der Quelle. ...
    ... Wenn dir das nicht passt, geh zu Dete zurück, Falls sie dich überhaupt zurück haben will. Ach, und das Klo ist dort in dem Vorbau."
    
    Heidi konnte es kaum fassen. An den Stall angebaut war das Klo. Ein Bretterverschlag. Nicht mehr. Auf einem hölzernen Brett wurde, von einer großen runden Holzscheibe, das Loch verdeckt. Als Heidi es öffnete, kamen ihr mehrere dicke Fliegen und ein übler Gestank entgegen. Sie verzog angewidert die Nase.
    
    „Wäh, das stinkt ja total widerlich!"
    
    Trotzdem rutschte sie ihren Arsch darüber, nachdem sie Kleid und Unterrock hochgerafft hatte.
    
    Es plätscherte, als ihr Urin in die dunkle Grube lief.
    
    Hier sollte sie also jetzt leben? Dete hatte es ihr mehrfach angedroht. Das pubertäre Gezicke von Heidi wurde in den vergangenen Jahren so viel, dass Dete und sie sich permanent stritten. Es kam zu einigen größeren Konflikten, bei denen Heidi nicht selten Prügel bezog. Zuletzt hatte sie sie angespuckt, weil sie es nicht länger erduldete. Dete hatte daraufhin ihre Sachen gepackt und sich am Morgen mit ihr in einen Zug in die Schweiz gesetzt. Niemals hätte Heidi geglaubt, dass sie es durchzieht. Doch Dete verstand nun keinen Spaß mehr.
    
    „Ich werde dir schon zeigen, was jetzt passiert. Innerhalb kurzer Zeit wirst du dich zurücksehnen und wissen, was du hier alles hattest und dort nie bekommst!"
    
    Heidi verstand nun schlagartig, dass der Standard hier deutlich schlechter war. Nicht mal Tücher zum Po abputzen gab es. Heidi griff eine Hand Heu aus der ...
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