1. Geschichten, die das Leben Schreibt 01


    Datum: 19.01.2020, Kategorien: Erstes Mal Autor: byNimmermehr

    ... Buch geöffnet, die Bilder betrachtet und die Texte gelesen. Ich würde mich gerne mit Dir unterhalten. Zum einen über die Qualität Deiner Zeichnungen, deine Ausbildung und Deine Pläne, die berufliche Zukunft betreffend. Das was Du da machst hat mich wirklich tief beeindruckt.
    
    Zum anderen habe ich ein paar Seiten vorsichtig mit „Postits" markiert. Über die Texte und die Bilder würde ich mich auch gerne mit Dir unterhalten. Das ist aber deutlich privater und möglicherweise für Dich auch unangenehm und schwierig.
    
    Du kennst mich nicht und wir haben nichts miteinander zu tun. Das kann auch ein Vorteil sein. Ich kann zuhören und ich werde zuhören. Ich werde mir Zeit für Dich nehmen, wenn Du es willst.
    
    Vielleicht hilft Dir das weiter. Und Vielleicht ergibt sich danach wieder eine Perspektive, die Du gerade nicht zu sehen vermagst.
    
    Ich habe mich wegen dem Wetter spontan entschlossen, das ganze Wochenende im Lamm zu verbringen. (Ich gab meine Handynummer und meine Mailadresse an)
    
    Ich fühle mich selbst auch gerade etwas ausgelaugt -- wahrscheinlich die einsetzende „Midlifecrisis". Deswegen wollte ich mir mal spontan was Gutes gönnen. Ich werde viel im Wellness- und Saunabereich unterwegs sein. Deswegen bin ich nicht immer online oder am Telefon erreichbar.
    
    Du kannst mich im Lamm auch jederzeit über die Rezeption bekommen -- ist ja nur knappe 3 Autominuten von Dir entfernt. Bis bald? Alles Gute, Markus Lorch"
    
    Ich legte den Zettel auf die letzte beschriebene Seite ...
    ... und klappte das Buch so zu, dass der Zettel, wie ein kleiner Reiter, erkennbar etwas überstand.
    
    Ich legte das Buch auf den Nachtisch, trank noch einen Schluck Wein, deckte mich zu und löschte das Licht.
    
    Trotz des harten Stoffs war ich schnell eingeschlafen. Ein traumloser Schlaf (zumindest konnte ich mich an Nichts mehr erinnern) und ein toller Morgen mit sehr leckerem Frühstücksbuffet.
    
    Danach fuhr ich kurz nach Mespelbrunn, kaufte im Supermarkt am Ortseingang ein paar Getränke und etwas Naschwerk. Einer Eingebung folgend nahm ich eine Tüte mehr mit, als ich benötigte und steckte das Buch hinein.
    
    10:30 am Morgen -- eine humane Zeit. Ich fuhr wieder zum Haus des Jungen, freute mich dass es ein Einfamilienhaus war und damit Verwechselungsmöglichkeiten ausgeschlossen waren und klingelte.
    
    Ein kräftiger, mittelgroßer, dunkelhaariger und eher ungepflegter Herr mit Halbglatze in den mittleren 40 (also meiner Altersklasse) öffnete -- Jogginghose, verflecktes weißes T-Shirt; eine halbvolle offene Bierflasche war augenscheinlich gerade erst auf dem Garderobentisch abgestellt worden. Er sah mich fragend an.
    
    „Hallo, mein Name ist Lorch. Ich hatte gestern bei dem Unwetter ihren Sohn von der Bushaltestelle mitgenommen. Ist der denn zu sprechen?"
    
    „Soso, mein Sohn, ich wünschte ich hätt´ einen. Alles Weiber hier. Aber ne! Ist einkaufen."
    
    Böser Dialekt. Na super, auf dem platten Land geht man mit Fragen wie Homosexualität vielleicht etwas konservativ distanzierter um, ...
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