1. Geschichten, die das Leben Schreibt 01


    Datum: 19.01.2020, Kategorien: Erstes Mal Autor: byNimmermehr

    ... tobenden Unwetters spielte mit dem Fenstervorhang; ich gab mich meinem Weltenschmerz hin und bekam noch nicht mal einen hoch. Schlimmer noch -- ich hatte es nach wenigen Versuchen bereits aufgegeben. Wie tief kann ein Mensch in seinem Selbstwertgefühl denn noch sinken?
    
    Und dabei hielt mich jeder für stark und erfolgreich; einen Macher! Schein und Sein!!!
    
    Ich weiß nicht wie und warum, aber plötzlich hatte ich dieses Buch wieder in der Hand, löste die Gummibänder und klappte es auf.
    
    Es war ein Skizzenbuch. Die Seiten über und über mit den unterschiedlichsten Zeichnungen bedeckt. Anatomische Studien, Portraits; Detailzeichnungen von Treppengeländern, Balustraden; Darstellungen von Fenstern und Landschaften.
    
    Ich übertreibe nicht. Diese Zeichnungen von Bleistift, Rotstift und Kohle brauchten wirklich keinen Vergleich mit Größen wie Dürer, da Vinci oder dem frühen Picasso zu scheuen. Das war hohe vollendete Kunst mit einem unglaublichen Gefühl für Proportion und Bildaufbau. Die Zeichnungen wirkten so unglaublich detailliert und plastisch -- fast dreidimensional.
    
    Und die Zeichnungen waren teilweise untertitelt und kommentiert. Eine schöne verschnörkelte, eher weibliche Schrift.
    
    Ich fing an einige der Bilder zu betrachten und die dazugehörigen Texte zu lesen.
    
    Da war eine Kohlezeichnung einer linken Brust. Die Warze gut erkennbar herausgearbeitet und sie war leicht erigiert. Unter der Warze war nur die leise Andeutung einer halbrunden Erhabenheit und darunter ...
    ... beginnend Rippenbögen. Offensichtlich eine Ausschnittszeichnung einer Jungenbrust -- verspielt und doch extrem realistisch
    
    „Wo bist Du?
    
    Warum wächst Du nicht?
    
    Machst mich zur Frau?
    
    Zeichnest mich mit den Attributen des weiblichen Geschlechtes?
    
    Warum bist Du so, wie Du bist?
    
    Warum bist Du so, wie bei einem Jungen?
    
    Warum bei mir und niemand Anderem?"
    
    Ein anderes Bild zeigte einen Jungen. Es war mit Rötelstift gezeichnet. Ein Junge mit rotem gekrausten Haar, Sommersprossen, einem Lachen in den Augen, die schmalen Lippen zu einem beinahe spöttischem Lächeln verzogen. Leichter Flaum umkränzte zart seine Oberlippe. Der Kopf war so gezeichnet, als ob der Junge gerade in einer Bewegung befände. Ein Bild, das fast schon Fotoqualitäten aufwies. Ein wirklich hübscher Junge von etwa 16 bis 18 Jahren. Als Untertitel ein Gedicht :
    
    „Wenn ich dir sage „Ich liebe dich nicht"
    
    Bitte schau mir nicht ins Gesicht
    
    Denn nur ein Blick in meine Augen
    
    Und du würdest mir niemals glauben
    
    Wenn du mir sagst „du bist mir egal"
    
    Schau mich nicht an, denn sonst siehst du die Qual
    
    Die Qual die mein Herz zerfrisst
    
    Weil es dich so sehr vermisst
    
    Tag für Tag und Nacht für Nacht
    
    Was hast du nur mit mir gemacht
    
    Ich spiele Theater, der Star - das bin ich
    
    Denn Liebster, natürlich liebe ich dich
    
    Mehr als die Welt, mehr als mein Leben
    
    Ich bin bereit dir alles zu geben
    
    Doch du, du schlägst mir ins Gesicht
    
    Willst meine Freundschaft und mehr nicht
    
    Du ...
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