1. Eine ganz normale Familie


    Datum: 27.01.2020, Kategorien: Romane und Kurzromane, Autor: bybumsfidel

    ... mir bisher nur erzählt, Heinz-Peter hätte ein Verhältnis mit einer Transe", musste Emma gegen ihren Willen lachen.
    
    "Ich finde das nicht zum Lachen!", ging Anna prompt hoch wie eine Furie. "Nicht jede liebt so ein Lotterleben wie Du!"
    
    "Ich bin ganz zufrieden mit meinem Lotterleben", erwiderte Emma friedfertig. "Entschuldige. Ich wollte Dir nicht noch mehr wehtun."
    
    Anna schaute sie zweifelnd an. Schließlich entspannten sich ihre Gesichtszüge.
    
    "Gut. Es war wie in einem schlechten Film. HP hat im Schlaf geredet. 'Katy' und dabei gestöhnt und geschnauft, wie sonst nur, wenn wir beieinanderlagen."
    
    "Wenn Ihr gebumst habt?", wollte Emma es genauer wissen.
    
    "Wenn Du es so ausdrücken willst. Ich bevorzuge beieinanderliegen. Schließlich sind wir keine Tiere, sondern zivilisierte Menschen."
    
    'Wo hab ich nur so eine verklemmte Schwester her?', dachte Emma. 'Und das soll auch noch meine Zwillingsschwester sein? Wenn wir uns nicht so ähnlich sähen, könnte man meinen, wir wären im Krankenhaus vertauscht worden.'
    
    Anna redete sich in einen Monolog:
    
    "Also hab ich begonnen, ihm nachzuspionieren. Zettel in der Jackentasche und so. Bei seinem Smartphone bin ich dann fündig geworden. Unter Katy war eine Nummer gespeichert, die er mindestens sechsmal am Tag angerufen hat. Ich hab dann im Internet recherchiert und die Adresse rausgekriegt. Ich hab mich auf die Lauer gelegt und prompt ging mein HP am nächsten Abend in besagtes Haus. Angeblich war er zum Geburtstag eines ...
    ... Kollegen eingeladen. Ich hab ihn dann zur Rede gestellt und ihm ein Verhältnis mit einer anderen Frau vorgeworfen. Er ist in Tränen ausgebrochen, allerdings waren es zu meinem Entsetzen Lachtränen. Er hat mir dann gestanden, dass es eher ein Mann wäre, jedenfalls zum Teil. Ich hab nur Bahnhof verstanden und Bärchen hat mir dann erklärt, was eine Transe ist."
    
    So so, Bärchen nennt sie HP also. Und so richtig aufgeklärt wurde sie auch nie. Gut, über dieses Thema hatten sie mit ihrer Mutter wirklich nicht gesprochen, musste Emma zugeben. Da haperte es an der Weiterbildung.
    
    "Ich hab nicht verstanden, weshalb", fuhr Anna fort. "Ich hab immer die Beine für ihn breitgemacht, wenn er es wollte, mindestens zweimal im Monat, und dann das! Mit einem Kerl! Einem Perversling! Einem abartigen Wüstling!"
    
    Emma versuchte gar nicht erst, ihr zu erklären, dass ein Transvestit weder pervers noch ein Wüstling wäre, sondern eher eine arme Sau. Jedenfalls jetzt noch nicht. Jetzt war es an der Zeit Mitleid zu heucheln, obwohl sie Bärchens Verhalten nachvollziehen konnte. Zweimal im Monat Sex wäre ihr auch zu wenig gewesen.
    
    So drehten sich ihre Gespräche die nächsten beiden Tage nur um dieses eine Thema, bis Emma es endlich schaffte, Anna zu einem Spaziergang zu überreden. Dann, am dritten Abend, ging sie einen Schritt weiter. Als wäre es völlig normal, zog sie sich vor ihrer Schwester aus und ging nackt zu Bett. Anna traf fast der Schlag.
    
    "Bist du wahnsinnig? Dies ist ein anständiges Haus! ...
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