1. Der gelbe Punkt


    Datum: 09.02.2020, Kategorien: Sonstige, Autor: JohnDoe

    ... schweifenden Blick fuhr ich verspielt das lebensrettende Kabel entlang. Erst jetzt spürte ich den kleinen, halb abgepulten gelben Punkt. Langsam kam ich wieder zu mir. Mein kleiner Wutanfall legte sich. Solche Gefühlsausbrüche waren nicht gerade typisch für mich. An sich war ich im Gegensatz zu Adnan ein sehr kontrollierter, ruhiger Typ. Zumindest redete ich mir dies permanent ein. Ich wollte nie so sein wie er, auch wenn wir trotz der großen Unterschiede doch überraschend gut miteinander zurechtkamen. Ich erwischte mich dabei, wie auch ich plötzlich gedankenversunken an dem Aufkleber pulte. Insgeheim war ich sehr erleichtert, ihn zu spüren. Gab er mir doch erst die Legitimation für den Einbruch in Adnans Privatsphäre. Auch wenn Adnan damit kein Problem hatte und dies auch bei jeder Gelegenheit mir gegenüber zum Besten gab. Ich schätzte meine Privatsphäre und wollte bei ihm daher keinen anderen Maßstab anlegen. Was mir aufgrund seiner "Leihen" jedoch nur mittelmäßig gelang. Ich fuhr das verknitterte Kabel weiter nach unten, zog es nach und nach gerade. Plötzlich bleiben meine Finger an einem Stück Stoff hängen, der sich inmitten des Kabelsalates verfangen hatte. Angeekelt zog ich erschrocken meine Finger zurück und starrte gebannt auf das Fetzelchen. Leicht verknüllt hing es verfangen in den dünnen, schwarzen Seilen.
    
    Einen Moment lang starrte ich das rätselhafte Objekt nur entsetzt an. Es gehörte definitiv nicht an mein Kabel und alleine diese Tatsache störte mich ...
    ... bereits. "Was habe ich mir da nur eingefangen?" fragte ich mich angewiedert. Mit den ausgestreckten Zeigefinger und Daumen meiner rechten Hand näherte ich mich langsam. Griff es an der dünnsten Stelle und zog leicht daran. Mein Ladekabel leistete nur geringen Widerstand. Vorsichtig, mit ausgestrecktem Arm hob ich das rätselhafte Stück langsam höher, näher an meine Augen. Es handelte sich unzweifelhaft um eines der viel zu knappen Höschen von Adnans unzähligen One-Night-Stands. Er war ein Frauenheld, der seinem Namen alle Ehre machte. Und er war unfassbar stolz darauf. Wie ein kleines Kind musste er mir jede seine Errungenschaften unter die Nase reiben. Als wären es seine Trophäen. Und die Art von Frauen, welche er anschleppte, spielten dieses Spiel nur zu gerne bereitwillig mit. Es war nicht die Art Frau, die mich reizten. Dutzende Male habe ich ihm das eingeredet. Doch Adnan wollte das nie hören.
    
    Meine angewiederte Ablehnung dem kleinen Fetzen gegenüber wurde mehr und mehr von einer Prise Neugier unterwandert. Ich nahm nun auch den Zeigefinger und Daumen meiner anderen Hand dazu. Vorsichtig zog ich das schmale, mit einer hauchdünnen Naht überzogene Bündchen wie ein Gummi vor mir auseinander. Das feine Höschen entfaltete sich gemächlich vor mir und offenbarte seine ganze Pracht. Es war komplett in schwarz gehalten. Der schmale Bund, den ich nun um meinte Fingerspitzen leicht vor mir aufspannte war am dunkelsten gehalten. Die Vorderseite des Höschens präsentierte sich mir ...
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