1. Geliebter Dämon 02: Der Tag danach


    Datum: 15.02.2020, Kategorien: Romane und Kurzromane, Autor: byPhiroEpsilon

    ... reichte mir eine Visitenkarte, "wie dein Leben weitergehen soll. Ich liebe dich nicht, und du liebst mich nicht. Wir hatten nur Sex. Du wirst es wissen, wann du mich wiedersehen willst. Ich werde für dich da sein."
    
    Wow! Was für eine Rede. Aber er hatte recht. Und irgendwie spürte ich, dass er jedes Wort ernst meinte. Nach so einem Abend, den ich im Rausch verbracht hatte, musste ich mich erst einmal hinsetzen und die Erfahrung verarbeiten. An zweiter Stelle die mit dem Gedankenlesen.
    
    Es war schon gegen Mittag, als ich nach Hause kam. Ich musste nachdenken, und das funktioniert bei mir am Besten in der Horizontalen. Also ließ ich mich auf mein Bett fallen.
    
    Zuerst ließ ich den gestrigen Abend vor meinem geistigen Auge Revue passieren. Vor allem all die
    
    seltsamen
    
    Dinge, die geschehen waren. Der Distanzorgasmus, die Hightech-Klamotten, die ich immer noch trug, mein so ganz anderes Benehmen. Halbnackt im Cabrio masturbieren. Gott! Hätte mir das vorher jemand prophezeit, hätte ich ihm eine runtergehauen.
    
    Irgendwann schlief ich ein.
    
    *
    
    Als ich aufwachte, war es dunkel. Meine Uhr zeigte zehn Uhr abends. Ich fühlte mich fit wie ein Turnschuh, und war mir sicher, dass ich vorerst nicht mehr würde einschlafen können.
    
    Warum nicht einfach noch einen Ausflug in den Club machen, und vor meinen Freundinnen von meiner Eroberung prahlen? Schließlich taten sie das auch die ganze Zeit.
    
    Ich machte das Licht an und trat vor den Spiegel. Hmmm. Mir war nach etwas in ...
    ... Rot. Ein Neckholder-Kleid vielleicht? Rückenfrei und mit einem sehr tiefen Dekolletee. Ich hatte letzte Woche fast eine halbe Stunde vor einer dieser Nobelboutiquen gestanden und darauf gestarrt. Von meinem Polizistengehalt konnte ich so etwas niemals bezahlen. Die passenden Highheels allein kosteten vierstellig.
    
    Aber jetzt ... Ich schnippte theatralisch mit dem Finger, und da war es. Galaktisch. Jetzt noch die passenden Sandaletten. Dünne Riemchen, roter Strass. Zwölf, nein dreizehn Zentimeter Absatz. Ja, genau so.
    
    Ein Blick in mein Gesicht. Ich hatte doch gar kein Make-up aufgelegt. Dennoch leuchteten meine Lippen rot. Meine Augen strahlten — Vorfreude wahrscheinlich — und sahen größer aus als sonst. Selbst das kleine Muttermal auf meiner rechten Wange schien heller zu sein als sonst. Was so eine Liebesnacht alles bewirken konnte ...
    
    Ich schnappte mir meine Handtasche, tanzte aus der Wohnung und die Treppe hinunter. Ein Wahnsinn, diese Schuhe! Doch dann kam ich auf die Straße und hielt an. Irgendwie war ich nicht richtig angezogen, um im Freien herumzulaufen. Schon gar nicht, um mit der U-Bahn zu fahren. Auf der einen Seite freute ich mich richtig, begehrliche Blicke zu spüren. Aber — trotz des Pfeffersprays in meiner Handtasche und meiner Kampfausbildung — ich hatte keine Lust, Angreifer abzuwehren.
    
    Auf der anderen Seite ... "Kannst du auch Leder?", murmelte ich vor mich hin. "Einen Motorradanzug?"
    
    Das "Kleid" schien zu zögern. Wie auch immer es meine Gedanken ...
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