1. Der Lord und die Bettlerin


    Datum: 17.02.2020, Kategorien: Nicht festgelegt, Autor: byZenobit

    Lord Edingston trat aus der Tür des windschiefen Alchemieladens.
    
    Gerade eben hatte er einige Tränke und Pülverchen erworben, die sowohl seiner Gesundheit als auch seiner Potenz zu neuem Aufschwung verhelfen sollten.
    
    Vor ihm breitete sich eine dreckige und matschige Gasse aus.
    
    Da das Labor eines Alchemisten auch gerne mal Feuer fing oder explodierte, hatte man ihn im ärmsten Stadtviertel untergebracht, in direkter Nähe zu den Gerbereien.
    
    Viel schlimmer als der trostlose Anblick, war aber der üble Gestank, der sich den ganzen Tag hier breit machte. Er griff in seine Tasche und hielt sich ein Taschentuch vor Mund und Nase damit ihm nicht schlecht wurde.
    
    Seine prunkvolle Kutsche wartete nur wenige Meter entfernt und der Kutscher hielt ihm bereits die Tür auf. So viel Reichtum hatte natürlich auch den Abschaum angezogen. Wie die Ratten kamen sie aus ihren Löchern und hielten ihm ihre ausgestreckten Hände entgegen um Almosen zu erbetteln.
    
    Lord Edingston griff in seinen Almosenbeutel und warf eine handvoll Münzen in die Menge, dann versuchte er sich seinen Weg zu bahnen.
    
    Angst hatte er nur um die Sauberkeit seiner Kleidung. Niemand würde es wagen ihn anzugehen und wenn doch, wäre sein Kutscher mit der Peitsche zur Stelle.
    
    Gerangel brach um das Geld aus. Normalerweise hätte er dem keine Beachtung geschenkt und wäre schnell von dannen gezogen, doch sein Blick fiel auf eine Frau die sich besonders ihrer gerade ergatterten Münze erwehrte.
    
    Sie war sehr ...
    ... zierlich, ja fast schon mager. Er konnte ihr Alter schwer schätzen. Die Lumpen die sie trug und der Dreck, der an ihr haftete machten eine Einschätzung schwer möglich, dennoch schien sie noch recht jung zu sein.
    
    Der Lord lächelte hinter dem vorgehalten Taschentuch, gerade war ihm eine vorzügliche Idee gekommen.
    
    Sie hatte ihre Beute gerade gegen einen älteren Bettler erfolgreich verteidigt und wollte schon verschwinden, da richtete er das Wort an sie.
    
    „He Kleine, wenn du dir noch ein paar Münzen verdienen willst, steig in meine Kutsche!"
    
    Maria brauchte einige Augenblick um zu registrieren, daß der reiche Mann gerade sie gemeint hatte. Aber ein längerer Blickkontakt bestätigte seine Absicht.
    
    Sie wusste nicht was er von ihr wollte aber sie war auf jede Münze angewiesen, die sie bekommen konnte, also folgte sie dem fein gekleideten Herren in dessen Kutsche.
    
    Der Mann mochte die Vierzig gerade überschritten haben und hatte dunkle kurze Haare. Nicht nur seine Kleidung verriet den Reichtum und die hohe Stellung, die der Herr offensichtlich inne hatte, auch ein kleiner Bauch zeugte davon, daß es ihm wohl gut ging. Seine Erscheinung war aber ansonsten nicht unangenehm und hatte sogar etwas würdehaftes selbst hier in diesem Drecksloch.
    
    Das Innere der Kutsche schien eines Königs würdig. Feinstes dunkles Holz und die gepolsterten Sitze waren mit rotem Brokatstoff bezogen.
    
    Der Herr nahm Platz, doch Maria wollte nicht den Sitz mit ihren schlammbespritzten Lumpen ruinieren. ...
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