Der Lord und die Bettlerin
Datum: 17.02.2020,
Kategorien:
Nicht festgelegt,
Autor: byZenobit
... Stehen zu bleiben erschien ihr aber auch falsch, also nahm sie kurzerhand im Schneidersitz auf dem Boden platz.
Lord Edingston erwiderte auf die ungewöhnliche Platzwahl nichts, ein kurzes Lächeln huschte aber über sein Gesicht, dann kramte er in einem kleinen Kästchen aus Edelholz. Er reichte der verdreckte Frau ein Stück Gebäck, welches er ihr in seinem Taschentuch überreichte. Maria verschlang es und versuchte dabei nicht zu gierig zu wirken. Allerdings war das Stück Kuchen, das erste was sie heute zu essen bekommen hatten.
„Mein Name ist Lord Edingston und ich denke, daß ich eine Art Anstellung von begrenzter Zeitdauer für dich habe. Darf ich deinen Namen erfahren?"
Der Lord klopfte mit dem Knauf seines Gehstockes an die Decke und die Kutsche fuhr los.
„Maria ist mein Name, hoher Herr!"
Einige Krümel flogen bei der Antwort durch das Innere der Kutsche.
Der Lord schien mit der Antwort zufrieden zu sein, denn er stellte vorerst keine weitere Frage und schwieg.
Maria fragte sich was der Mann von ihr wollte, traute sich aber von sich aus keine Frage zu stellen. Eigentlich konnte es nur eine Sache geben, die er von ihr wollte. Aber der Mann hatte sicherlich auch genügend Geld für eine richtige Hure. Maria hatte sich auch schon darin versucht, aber die meisten Freier wollten kurvige und weiblichere Gespielinnen. Fast keiner gab seine hart verdienten Münzen für ein dünnes Mädchen mit kleinen Brüsten aus.
Hinzu kam, daß die ortsansässigen Dirnen ihr ...
... Revier hart gegen Eindringlinge verteidigten. So hatte sie nur die Schwänze von einigen Tagelöhnern für eine warme Mahlzeit aus einer der miesen Kaschemmen gelutscht oder sich in einer Seitengasse ficken lassen.
Nachdem sie zwei der „Beschützer" der echten Huren aber mal kräftig aufgemischt hatten, war sie wieder zum Betteln und zu Taschendiebstahl übergegangen.
Wie dem auch sei, der Mann der ihr gegenüber saß, konnte sich sicherlich die teuersten und ausgefallensten Liebesdamen der Stadt leisten.
Blieb also die Frage, was er denn von ihr wollte!?
Lord Edingston schwieg absichtlich. Daß ihm die Frau keine Fragen stellte, sprach zumindest dafür, daß sie sich ihrer Stellung bewusst war und den Adel zu respektieren wusste.
Außerdem hatte er nun etwas mehr Gelegenheit sie zu genauer zu mustern. Maria schien die Zwanzig noch nicht erreicht zu haben, durch ihre knabenhafte Statur wirkte sie sogar noch jünger. Ihre Kleidung bestand aus oft geflickten, fleckigen Lumpen. Welche Farbe das Kleid einmal gehabt hatte, konnte selbst der aufmerksamste Beobachter nur schätzen, jetzt war es ein undefinierbarer Grauton. Sie hatte lange bräunliche Haare, die zu einem Zopf gebunden waren. Auch wenn sie nicht direkt gepflegt waren, so hatte das Mädchen doch versucht sie und ihr Gesicht zumindest einigermaßen sauber zu halten.
Das sprach für eine gewisse Grundhygiene, die sie zu erlangen versuchte.
Ihr Gesicht konnte man getrost als hübsch bezeichnen, auch nach seinen erlesenen ...