1. Der Lord und die Bettlerin


    Datum: 17.02.2020, Kategorien: Nicht festgelegt, Autor: byZenobit

    ... Ansprüchen, die er in Belang auf Frauen hatte. Am faszinierendsten waren aber ihre dunkelbraunen Augen und ihre hohen Wangenknochen, welche auch einer adligen Dame gut zu Gesicht gestanden hätten.
    
    Die Fahrt verlief schweigend und langsam wurden die Stadtteile durch die sie fuhren immer sauberer und wohlhabender.
    
    Schließlich passierten sie ein schmiedeeisernes Tor und hielten vor der Residenz des Lords.
    
    Das Bettlermädchen war ob des beeindruckenden Anblicks des Herrenhauses fast eingeschüchtert. Sie saugte wie ein Schwamm alle Eindrücke in sich auf.
    
    Lord Edingston betrat das Gebäude durch die schwere doppelflüglige Eichentür, Maria folgte ihm.
    
    Im Eingangsbereich erwartete sie ein Diener der seinem Herren dessen Mantel abnahm.
    
    „Walter, ich wünsche alsbald wie möglich zu Abend zu speisen.
    
    Wir haben heute einen Gast!"
    
    „Sehr wohl, mein Herr. Ich gebe in der Küche Bescheid."
    
    Wenn der Diener über die Anwesenheit von Maria empört war, so ließ er es sich zumindest nicht anmerken. Ohne eine Miene zu verziehen, zog sich Walter zurück.
    
    Der Lord führte seinen Gast durch mehrere reich ausgestattete Zimmer, bis sie schließlich das Esszimmer im zweiten Stock erreichten. Es war fast schon ein Festsaal, so groß war das Zimmer. Maria kannte Familien, die in Hütten der gleichen Größe lebten. Den Mittelpunkt bildete eine große Tafel, an der ein halbes Dutzend Menschen Platz nehmen konnten.
    
    Die Wände waren mit Bildern und Wandteppichen geschmückt.
    
    Lord ...
    ... Edingston rückte einen der schweren Stühle ab und bat Maria sich zu setzen, dann nahm er neben ihr am Kopf der Tafel Platz.
    
    „Nun, Maria ist dein Name. Mehr weiß ich von dir bisher noch nicht.
    
    Sei so nett und erzähle mir ein wenig mehr von dir. Danach bin ich vielleicht gewillt einige von deinen Fragen zu beantworten, die du vielleicht hast!"
    
    Er lehnte sich zurück und lauschte Marias Worten.
    
    „Wie ihr schon sagtet, ist mein Name Maria, Herr. So viel gibt es aus meinem Leben nicht zu berichten, aber ich will versuchen es euch zu erzählen.
    
    Ich bin die Tochter eines Bauern und wurde etwa zwei Tagesreisen von hier geboren!"
    
    „Zwei Tagesreisen zu Fuß, meine ich!" fügte sie noch erklärend hinzu.
    
    „Die letzten beiden Jahre waren die Ernten sehr schlecht.
    
    Der viele Regen hat das Korn auf den Feldern verfaulen lassen und mein Vater hat viele Mäuler zu stopfen. Eigentlich wollte er mich verheiraten, aber er konnte keine Mitgift aufbringen, um einen geeigneten Mann für mich zu finden. Als dann auch noch ein Teil unseres Viehs krank wurde, hat er mich in die Stadt geschickt.
    
    Er meinte hier könnte man noch Geld verdienen. Das stimmt vielleicht für starke Burschen, aber nicht für Dienstmägde. So habe ich versucht irgendwie zu überleben, Herr!"
    
    Als Maria geendet hatte, öffnete sich eine Tür und eine Dienstmagd trat ein.
    
    Sie trug ein Tablett mit zwei Kelchen und einer Weinkaraffe.
    
    Nach einem fragenden Blick, den der Lord mit einem Nicken beantwortete, stellte sie die ...
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