1. Unter ihrer Uniform


    Datum: 20.02.2020, Kategorien: Romane und Kurzromane, Autor: byEmaSen

    ... nach Hause. Es war ein schöner Abend gewesen. So ganz ohne Erektion. Na ja, fast.
    
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    Die Ermittlungen liefen erfreulich an, Stück für Stück begann sich eine beachtlich Beweislage zusammenzufügen. Allein die ganzen »Folterutensilien« ergaben schon einen bemerkenswerten Haufen an Material, was die halbdunkle Asservatenkammer fast zu einer Art S/M-Keller mutierte.
    
    Sie hatten in der Befragung des Hoteliers erfahren, dass angeblich Nadia, das Mädchen, das auch Wessels und Johanna am Tatort empfangen hatte, zur wahrscheinlichen Tatzeit Schicht geschoben hatte, welche aber wiederum hartnäckig das Gegenteil behauptete, dafür sogar ein semi-stabiles Alibi vorzuweisen im Stande war, jedoch ebenso keine Auskunft darüber gab, wer stattdessen die Rezeption besetzt haben sollte (genau so wenig wie der Hotelier, der an seiner Geschichte festhielt). Eine Liste seiner Gäste war er jedoch nicht bereit herauszugeben und dazu bedauerlicherweise auch nicht verpflichtet, sodass sie vorerst keine weiteren Zeugen suchen konnten als diese beiden. Die Forensik war sich mittlerweile so gut wie sicher, dass die Tat am Vorabend stattgefunden haben musste; Der Hotelier wollte indes jedoch an besagtem Abend nichtmal im Haus gewesen sein.
    
    Auch wenn man hier eine Sackgasse hätte vermuten können, sah Wessels dort ganz im Gegenteil einen Ansatzpunkt, einen Spalt, wo er den Hebel verkeilen konnte, um die widersprüchlichen Aussagen ihrer beiden Problemfälle zu knacken. Er war sich vollkommen ...
    ... sicher, dass sie beide logen, nur noch nicht worin genau. Denn offensichtlich vermischten sich hier Wahrheit und Fiktion.
    
    Nun sollten die Ergebnisse der DNA-Analysen endlich das Zünglein an der Waage sein, welches die Waagschale der Justitia zu ihren Gunsten senkte. Wessels unterstellte zwar weder Nadia noch ihrem Chef diesen Mord, doch es würde einen befriedigenden Fortschritt bedeuten, die beiden mit Sicherheit auszuschließen, allein schon einer erneuten Bestätigung seiner Menschenkenntnis wegen. Erleichternder als ein gelungenes Verhör war nur eines, das gar nicht erst stattfand.
    
    Sie standen also vor der zur Sicherheit stets verschlossenen Tür des notdürftig eingerichteten Labors der städtischen Polizeizentrale und warteten auf Dr. Probst. Nach dem Haufen Papierkram, der ihm am Vormittag aufgebrummt worden war (teils sogar noch von Vorgestern) erleichterte ihn diese Abwechslung, auch weil er dadurch nochmal Zeit mit Johanna verbrachte. Sie hatte ihn gebeten mitkommen zu dürfen und zu dem Anlass sogar verraten, dass sie ihn angeflunkert hatte und dies tatsächlich ihr erster Mordfall wäre, wenn er sie denn liebenswerterweise miteinbezöge. In dem Lichte besehen war es ein Wunder, dass sie beim Anblick der verstümmelten Leiche nicht gleich umgekippt war. Ein Tag frei ging da voll in Ordnung. Wessels hatte nichts dagegen -- sollte sie ruhig mal ein wenig ernsthafte Polizeiarbeit mitbekommen, er konnte sie ja schlecht im Büro versauern lassen. Dem sehnsüchtigen Flehen in ihren ...
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