Unter ihrer Uniform
Datum: 20.02.2020,
Kategorien:
Romane und Kurzromane,
Autor: byEmaSen
... Augen hätte er ohnehin nicht länger widerstehen können; zum Dank hatte sie ihn abermals auf die Wange geküsst und sich an ihn geschmiegt wie eine schnurrende Katze. Sie signalisierte tatsächlich doch wieder mehr Zeichen der Zuneigung - vielleicht sollte er mit ihr doch noch nicht die Flinte ins Korn werfen.
Dr. Probst verspätete sich. Dabei mussten sie doch um 15:15 Uhr schon wieder beim Meeting in der Dienststelle von Paneolus sein, die ihr Büro mit dem (zugegebenermaßen berechtigten) Argument, dass alle Akten und Daten nun einmal dort gesammelt worden waren, zum Hauptquartier erklärte. Niemand hatte Lust, die jetzt schon instabilen Aktentürme hinüber in eine andere ebenso unbedeutende Dienststelle zu verfrachten, ganz abgesehen davon, dass ohnehin keiner von ihnen darin bewandert war, überhaupt Daten zu bewegen, geschweige denn sie aus den Computern
heraus
zuholen. Wessels hätte sie trotzdem lieber mit Mann und Maus einfach ausgestöpselt und eingeladen, als sie unter Paneolus' gierigen Griffeln zu wissen. Seine Antipathie gegen jene kaltschnäutzige Kollegin hatte sich nicht verflüchtigt, auch wenn er damit zunehmend an rationalem Boden verlor. Sie benahm sich jüngst wirklich ausgezeichnet kooperativ.
Als der etwas wirre und übermüdete Chemiker dann tatsächlich eintraf, ging es schon gegen drei und ihnen blieb gerade genug Zeit, den Zugang zum Labor zu öffnen, denn hinter der ersten unscheinbaren Bürotür versperrte, nach einem Durchgang mit einem Regal voller ...
... Mundschütze, Maleranzügen und Schuhkappen, eine weitere verglaste Tür den Zugang zum Labor, die mit einer Zahlenkombination gesichert war, welche Wessels sich zur Sicherheit aufschrieb. Außerdem bekam er den Schlüssel für die Vordertür ausgehändigt.
»Dies ist einer von drei Schlüsseln, Herr Kommissar Wessels.« plapperte er. »Diesen haben Sie, den anderen ich, den wiederum anderen hat schon Frau Doktor Paneolus, die bereits gestern hier war, als ich noch keine Ergebnisse besaß. Ich habe Kästner schon seit Ewigkeiten gebeten, uns ein paar Ersatzschlüssel zu besorgen. Die Tür muss immer geschlossen sein, sonst kriegen wir Ärger von Herrn Direktor Mantewern!« Wessels konnte mit den neuen Namen zwar nichts wirklich anfangen (mit der Zentrale hatten sie wenig mehr zu schaffen als die Gehaltsabrechnung), doch er ging davon aus, dass der Chemiker auf seine Zustimmung ohnehin keinen Wert legte. Er tat lediglich einen kurzen Blick hinein. Rechts über einer gefliesten Arbeitsplatte hingen eine ganze Reihe Geräte, die man allein an unterschiedlichen Arten von blinkenden Bedienfeldern differenzieren konnte, da sie ansonsten aussahen wie alle anderen Schränke auch, mit denen der enge, längliche Raum vollgestopft war: dunkelweiß. Gar nicht, wie man sich ein Labor so vorstellte, aus den Kriminalfilmen. Auf der rechten Seite verstaubten dagegen offene Bauhaus-Regale, die so gut wie leer standen. Zu seinem Unmut entdeckte er dort die Bondage-Untensilien aus der heimischen Asservatenkammer, ...