Unter ihrer Uniform
Datum: 20.02.2020,
Kategorien:
Romane und Kurzromane,
Autor: byEmaSen
... will mich abschütteln. Ich hänge ihm im Kofferraum. Soll ich mein Blaulicht anschalten?«
»Ja!« mischte Paneolus sich ins Gespräch. Jörg sagte nichts mehr dazu und ließ das Funkgerät weiterknistern.
Sie beschleunigten nun auf die B52. Wessels zerrte den störrischen Ganghebel noch einmal in die sechste Position und nahm dann die Finger von dem gealterten Mechanismus. Der Motor röhrte in vibrierenden Wellen in den Innenraum, die Druck steigender Geschwindigkeit presste sie in die abgewetzten Ledersitze. Aber Wessels löste seinen Bleifuß keinen Millimeter.
»B52, Jörg. Status?« orderte er knapp. Es war nun Zeit, Autorität zu übernehmen.
»52a.« Jörg hatte verstanden. Nun ging es um Polizeiarbeit. Knappe Berichte, denn wie sehr die Zeit drängte, wussten sie beide zu Genüge.
Wessels verriss das Lenkrad, schnitt mehrere Spuren empörtes Hupen und brauste in die Abfahrt zur benannten Straße, die sich nur allzuknapp vor ihnen aufgetan hatte. Er hörte Paneolus empörtes Japsen, das aber auch davon herreichen konnte, dass sie gegen die Seitenwand geprallt war -- immer noch nicht angeschnallt, damit sie von der Mitte der Rückbank aus das Geschehen dirigieren konnte.
»Schnallen Sie sich an.« murmelte nun Johanna auf einmal, blickte aber starr nach vorn. Ihre Einmischung traf die Doktorin so unerwartet, dass sie stumm gehorchte.
Und die Empfehlung würde auch bittere Notwendigkeit gewinnen. Wessels musste sich zwingen, die Augen nicht in ständiger Erwartung eines ...
... Aufpralls zuzukneifen, als eine Kaskade roter Ampeln mit 120 km/h vorüberflog. Scharf schnitt das Leiern quietschender Bremsen in ihre Ohren -- alles, was sie schützte, war das wehende Blaulicht auf ihrem Dach.
Sie gelangten auf eine Brücke -- unter ihnen querte die Bundesstraße, Wessels erlaubte sich wenige Seitenblicke hinunter. Dort! Die Wagen begannen in einem teils wahnwitzigen Slalom die Linke spur zu verwaisen, als mit dröhnender Geschwindigkeit ein kleiner roter Polo heranschoss, dicht verfolgt vom Silberblitzen eines Polizeiwagens. Jörg hatte nicht übertrieben -- seine Stoßstange schien nur noch nach einem Rüstungsfehler zu suchen, um seinen Vordermann aufzuspießen. Kurz überflammte ihn Stolz auf seinen Mann -- Jörg hatte sich schon in zu vielen Situation bewährt. Daran maß man einen guten Kollegen, nicht an seinem Doktorgrad.
Dann war die Szenerie auch schon unter ihnen vorübergezogen, wie eine rasant geschnittene Filmszene. Wessels dachte gar nicht daran, nennenswert abzubremsen, als er scharf in die Hangkurve rutschte, die sie zur 52a hinunterleitete. Im Gegenteil legte er noch einmal ordentlich Zunder drauf, als die Kurve sich verschlankte und die Weite der Autobahn vor ihnen auslegte. Der Wagen arbeitete nun an seinem baulichen Limit, was sich durch ein hochfrequentes Wummern bemerkbar machte. Die angemessen besorgte Miene verkniff sich Wessels mit einem Blick auf seine Beifahrerin. Johanna krampfte ihre Fingerkuppen um das gerillte Plastik der ...