Unter ihrer Uniform
Datum: 20.02.2020,
Kategorien:
Romane und Kurzromane,
Autor: byEmaSen
... Paneolus hatte sich wohlweißlich so einiger spitzer Kommentare enthalten.
Johanna hielt mittlerweile den Karton in der Armbeuge, aber entweder schien sie es nicht eilig zu haben, oder sie traute der Festigkeit ihrer Finger nicht, denn sie pulte mehr an dessen Kanten herum, als ihn einfach aufzuklappen. Wessels war es sowieso schleierhaft, warum die Kollegen das olle Ding immer wieder in seine Schachtel zurückpackten, wenn sie es doch immerzu im Einsatz benötigten, wo die Zeit drängte. Musste wohl Paneolus' Dienstwagen sein, der alten Pedantin.
Endlich sprang die Ampel auf Grün -- Wessel ließ den Wagen losbrausen -- aber schon nach kurzem zog sich der Verkehr vor ihnen schon wieder zu, als drängte irgendeine boshafte Macht Fäden eines besonders wehrhaften Gespinstes zusammen, das sie daran hindern sollte, fortzukommen.
»Nun machen sie schon!« keifte Paneolus Johanna an, die immer noch wie unschlüssig mit dem blauen, leicht konisch unförmigen Zylinder hantierte, als wüsste sie nicht wo oben und unten sei.
Wessels überlegte kurz, ein entschärfendes »Immer ruhig.« einzuwerfen, beließ es aber ohne. Auch wenn er es nicht gerne zugab: Paneolus war im Recht. Nicht nur dass Johanna den Beifahrersitz überflüssig besetzte, nein, sie musste auch noch den überflüssigen
Ballast
spielen. Er nickte ihr trotzdem aufmunternd zu und sie ließ ihre Scheibe hinunter. Schon jetzt geriet die Fahrt immer mehr ins Stocken. Und Johanna war Schuld. Endlich schloss der Magnet des ...
... Blaulichts mit einem befriedigendem Klacken auf dem Dachblech; Wessels, der mittlerweile mehr bremste als fuhr, nahm der sichtlich überforderten Johanna den Stecker aus der Hand und versenkte ihn eigenhändig in der Zigarettenbuchse. Dafür, dass ihre Zeugnisse der Akademie sie unter die besten ihres Jahrgangs zählten, hatte sie sich bisher im Einsatz ganz schön doof angestellt.
»Was ist denn los? Schalten Sie es an! Drücken sie den Knopf!« Paneolus hielt ihr Keifen gar nicht mehr zurück. Johanna gehorchte, blaues Flackern benetzte den Asphalt in schnell blitzenden Radien. Mit der stetigen Lämmergewissheit des deutschen Autofahrers bereinigte sich die Straße, langsam zwar, aber sie kamen endlich durch.
Wessels drängte das Gaspedal zu Boden; kaum dass ihre Spur aus aufflackernden roten Lichtern freigegeben war, schob sich ihr Kühler schon in die weichenden Heckflügel. Bis auf Weiteres tönte das Rucken des Schalthebels das einziges Geräusch in der Kabine. Bis sich das Funkgerät mit verzerrtem Sirren meldete; Johanna zuckte merklich zusammen.
»Wessels? Sind Sie das?« Jörg wartete sein zustimmendes Brummen gar nicht erst ab. »Wir verlieren ihn. Er hat alle Ausfahrten passiert, an denen unsere Sperren ihn erwischt hätten.« Das konnten höchstens zwei sein, wenn die Zentrale nicht fundamental beteiligt war -- und die reagierten meist nur mit Trägheit, sodass man die angeforderten Wagen gar nicht erst zu Gesicht bekam, auch wenn einem garantiert wurde, sie seien auf dem Weg.
»Er ...