1. Unter ihrer Uniform


    Datum: 20.02.2020, Kategorien: Romane und Kurzromane, Autor: byEmaSen

    ... die Düsternis des Fußraums hinunter. Und dank der hakenschlagenden Beute vor ihnen, mussten sie abermals die Richtung wechseln.
    
    »Verdammt!« Wessels tastete bereits ganz automatisch in den zugemüllten Ablagen vor dem Schalthebel herum und streifte prompt mit einem prellenden Ruck den Bordstein. »Wo fährt er lang?!« blaffte er. Er konnte die Straße nur aus dem Augenwinkel im Blick behalten -- gerade genug, um nicht die spärliche Straßenbeleuchtung auf dem Kühler mitzunehmen.
    
    »Er fährt Links!« platzte Johanna plötzlich heraus, mit einem aufgelösten Flattern in der Stimme, das Wessels gar nicht gefiel. Er hob den Kopf und konnte gerade noch schnell genug reagieren, um mit dampfenden Reifen in die angezeigte Seitenstraße zu schlittern, da schrie es von hinten schmerzhaft in sein Ohr:
    
    »Was reden Sie denn! Er ist glasklar geradeaus!«
    
    »Was denn jetzt?!« brüllte Wessels. Er schlug hart in die Bremse; die Straße lag leer vor ihnen, verschlafen, bevor ihr Motor sie geweckt hatte.
    
    In die drückende aufflammende Stille nuschelte Johanna fast unmittelbar und mit niedergeschlagenem Blick: »Entschuldigung. Ich war mir so sicher, dass er links gefahren ist.« So, dass ihre Entschuldigung schon zu schnell kam, bevor Wessels die Situation überhaupt hatte verarbeiten können.
    
    Die beiden Kommissare schwiegen. Scharf wendete Wessels den Wagen. Hinter ihnen rumpelte eine gefallene Mülltonne. Irgendwo zu seinen Füßen baumelte das Funkgerät. Die Straße, aus der sie eben erst ...
    ... hereingebrochen waren wie die Wilde Jagd selbst, lag verlassen;
    
    Und der DNA-Dieb entkommen.
    
    Der Motor erstarb. Neben Wessels atmete Johanna hörbar aus. Paneolus ließ sich nicht nehmen, den überflüssigen Funkspruch abzusetzen, während ihre vor Zorn brodelnden Augen die junge Saboteurin in die Zange nahmen.
    
    Paneolus hier. Verfolgung endet erfolglos, Gewerbegebiet Bechstein, roter VW Polo mit...
    
    Wessels vernahm das alles nur als dumpfes Plätschern im Hintergrund. Er studierte Johannas starre Miene. Darauf ehrliche Betroffenheit. Als sie seine Betrachtung gewahrte, warf sie hastig ihr erhitztes Gesicht in die rechte Straßenseite, wo sich über Kilometer nur gräulicher Bordstein hinziehen würde; weg von Wessels forschenden Augen.
    
    Der erwachte erst aus ihrem nicht nur verletzlichen, sondern
    
    verletzten
    
    Anblick, als die Stille das Ende Paneolus' Funkspruches markierte. Wessels resignierte, ohne wirklich zu wissen, von was, und startete den Motor; Im entging nicht, dass in dem Geräusch ein heftiges Bleistiftkritzeln aus der Rückbank nur beinahe unterging.
    
    Ihre Beweise dahin und ihr der Fall wieder auf Anfang. Ernüchternd -- all die Sitzungen und Akten über ihr Fortkommen verfielen damit in den Datenmüll.
    
    Dafür hatte er an diesem Abend, wie er erst um einiges später begreifen würde, in der Beziehung auf Johanna größere Fortschritte gemacht, als er sich jetzt noch einzugestehen erlaubte.
    
    7
    
    Sie setzten Paneolus und ihren Wagen auf dem selben Parkplatz ab, zu dem ...
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