1. Unter ihrer Uniform


    Datum: 20.02.2020, Kategorien: Romane und Kurzromane, Autor: byEmaSen

    ... Penisses. Ein einziger Zusammenzug Nellis Hand würde nun sein empfindlichstes Glied von seinem Körper absäbeln -- und nebenbei auch noch einen Zapfhahn öffnen von sprudelndem Blut. Tils Blut. Wessels Leben. Er atmete einmal stumpf und tief ein. Vielleicht zum letzten Mal, das wusste er.
    
    Da tönte es auf einmal vom Teppich, zittrig, aber in der ernsten Mordstille umso unüberhörbar: »Warum, Lydia?«
    
    Johanna hatte sich noch einmal aufgestützt und halb umgewendet, ihr Gesicht überströmten Tränen; Wessels fand darin eine Art schicksalshafter Zufriedenheit. Denn diese Tränen galten ihm, seinem Schmerz, seinem Leben und seinem Herz. Er versuchte alle Dankbarkeit, die sein konsternierter Körper noch aufzubringen vermochte, in einen einzigen warmen Blick zu legen. Ein Abschied; Ihre Augen flackerten, und sie hatte verstanden.
    
    Aber Lydia hielt trotzdem inne. »Die Nacht, in der Du so aufgelöst nach Hause kamst und mich bestürztest, mein Freund wäre tot, grausam ermodet, Du erinnerst Dich. Wie Du geheult hast, als ich dir entdeckte, dass ich ihn selbst umgebracht hatte. Wie ich an unsere Schwesternschaft appellierte und du noch mehr heultest, wie ich an deinem Bett saß und mit dir sprach und am Tag darauf wir uns umarmten. Ich habe Dir das Versprechen abgenommen, mir zu helfen und Du, Johanna, Du warst dankbar. Für meine Liebe. Für uns.«
    
    »Aber warum hast Du ihn umgebracht?« fragte Johanna. Wessels wusste, dass sie es auch für ihn fragte. Dass sie ihm immerhin diesen einen ...
    ... Frieden mit auf den Weg geben wollte, das Rätsel gelöst zu haben. Ein Hauch Wehmut durchzuckte ihn. Kommissar bis zuletzt. Er liebte sie dafür.
    
    »Ach, das. Nichts wirklich aufregendes.« Lydia winkte ab, wobei die Messerklinge schon gefährlich nah in seine schrumpelige Haut kratzte. »Er wollte mich anzeigen, das Arschloch. Du weißt ja, wegen dem Dominaservice, den ich betreibe. Einige von den Mädels waren halt noch 17, oder so. Und bevor er zu den Bullen rennen konnte, habe ich ihn eben noch ein letztes Mal verführt. Das wusste er natürlich nicht, dass es das letzte Mal sein würde. Du solltest mal seinen lüsternen Blick gesehen haben, als er sich an das Kreuz fesseln ließ. Erbärmlich. Grad so wie von deinem Kommissar hier. Und dann wie er geschrien hat, als ich immer fester zuschlug und wie er auf einmal ganz still wurde, mit diesem gebrochenen Flehen im Blick, als ich die Kastrationszange herausholte. Grad so wie bei deinem Freund hier. Deinem... ehemaligen Freund.« Die letzten Worte sprach sie immer langsamer. Johanna hatte sich in eine kniende Position aufgerichtet.
    
    Lydia drehte sich noch einmal zu ihrer Schwester um. »Ist schon okay, Süße. Ich werds ganz schnell machen, ja? Dann leidet er nich ... naja, allzu lange.« Ihr liebevoller Blick wich auch nicht, als sie sich wieder zu Wessels umdrehte, final die zweite Hand an den gusseisernen Zangengriff legte, und die Klinge vorbereitend auf die oberste Hautschicht führte. Wessels glaubte, er würde zuerst den Ruck spüren, mit ...
«12...525354...63»