1. Das Kartenhaus 03


    Datum: 23.02.2020, Kategorien: Hausfrauen Autor: byCarmen44

    ... Blöcken zu erreichen. Das kam mir sehr gelegen.
    
    Ich hatte nicht mehr viel Zeit. Michael würde, pünktlich wie er nun mal war, in wenigen Minuten auf den großen Mitarbeiterparkplatz fahren.
    
    Eilig ging ich auf einen der Durchgänge zu und stellte mich in den Schatten der dicken Mauern. Von hier hatte ich einen guten Blick auf den Parkplatz und den Firmeneingang.
    
    Keine 5 Minuten später bog Michas Auto in die kleine Nebenstraße ein und steuerte auf einen freien Parkplatz zu.
    
    Für einen wartenden Menschen können Sekunden schnell zu Minuten werden. Minuten zu einer Ewigkeit. Es dauerte ewig, bis sich die Autotüren öffneten. Beide Autotüren.
    
    Michael stieg aus. Und mit ihm seine Verlobte. Die Beiden trafen sich am Heck des Autos und schlenderten Hand in Hand zur Pförtnerloge. Ohne ihren Ausweis zeigen zu müssen, gingen sie mit einem freundlichen Kopfnicken am Pförtner vorbei auf das Firmengelände.
    
    Michael und seine zukünftige Frau waren also Kollegen. Noch hatte ich keine Ahnung, ob und wie diese Erkenntnis zu meinen Gunsten verwertbar war.
    
    Im Augenblick war ich fast glücklich, nur um Michael gesehen zu haben. Mein vollkommenes Glücksgefühl teilte ich mit einer großen Portion Frust, Eifersucht und fehlender Nähe zu Michael.
    
    Ich tat mir mal wieder selbst leid, als ich in diesem dunklen Durchgang meine High Heels gegen die bequemeren Mokassins tauschte, die ich vorsichtshalber in meiner großen Tasche dabei hatte.
    
    Langsam, immer wieder zur Pförtnerloge ...
    ... zurückblickend, ging ich die wenigen Meter bis zur Hauptstraße.
    
    Ich sah minutenlang den vielen Autos nach, die in beide Richtungen an mir vorbei rollten. Bis ich spontan auf eine folgenschwere Idee kam und in den Durchgang zurück ging.
    
    Den Nachmittag des Tages verbrachte ich mit einem Buch und einer Flasche Wasser auf dem Balkon. Das Buch erfüllte lediglich eine Alibifunktion. Auch wenn ich es immer wieder zur Hand nahm und die zuletzt gelesene Seite aufschlug, war es mir doch nicht möglich, auch nur einen einzigen Satz konzentriert zu lesen.
    
    Meine Gedanken waren mit dem beschäftigt, was ich Vormittag noch für eine gute Idee hielt. Inzwischen sind mir erhebliche Zweifel gekommen, ob diese Idee und deren Umsetzung, die sich nun nicht mehr rückgängig machen ließ, wirklich so gut war.
    
    Mit jeder Stunde erhöhte sich meine Nervosität. Ich wusste, dass Michael reagieren würde. Nur wann, wie und wo wusste ich nicht. Er würde, wie immer, den direkten Weg gehen. Nur, wo führte ihn der hin?
    
    Mit Müh und Not zwängte ich mir zum Abendessen eine Scheibe Brot mit Frischkäse und einige Radieschen rein. Das Glas Wein hatte es schon erheblich leichter, seinen Weg in meinen Magen zu finden. Das 2. Glas war noch erfolgreicher. Bevor ich das 3. Glas in Angriff nehmen konnte, klingelte mein Handy.
    
    Mit einem Blick auf das Display sah ich, das es der erwartete Anrufer war.
    
    „Hallo Michael", säuselte ich so unbefangen wie möglich.
    
    „Carmen, was sollte das?" Michael verzichtete auf einen ...
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