1. Wildkatze


    Datum: 28.02.2020, Kategorien: Sci-Fi & Phantasie Autor: byblackpencil6

    HINWEIS: diese Kurzgeschichte enthält sexuelle und nicht-sexuelle, körperliche und nicht-körperliche Gewalt, bis hin zum gewaltsamen Tod von Menschen und anderen intelligenten Spezies. Wenn Sie damit nicht einverstanden sind, lesen Sie bitte nicht weiter.
    
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    Ich war heilfroh, den schützenden Wald erreicht zu haben, und brachte mich hinter einem großen Baum in Deckung. Nachdem sich mein Atem weitgehend beruhigt hatte und mein Schweiß in der Kühle des dunkelgrünen Schattens trocknete, spähte ich vorsichtig um den dicken Stamm herum zurück in die Richtung, aus der ich geflohen war. Von meinem Verfolger war nichts zu entdecken.
    
    Endlich wieder ein bisschen Glück. Das Unglück hatte angefangen, als wir in dem engen Tal nicht wie erwartet einen in seiner Höhle die Mittagshitze verschlafenden Drachen vorfanden. Statt dessen erwartete uns ein gerade zur Jagd aufbrechender, sehr wacher und sehr hungriger Drachen. Nach dem ersten heißen Flammenstoß knapp über unsere Köpfe hinweg flohen meine beiden Knappen, die mir eigentlich mit ihren Armbrüsten hätten Deckung geben sollen. Pah! Dann würde ich mir den Preis eben ohne diese beiden untreuen Feiglinge alleine holen. Entschlossen gab ich meinem kampferprobten Ross die Sporen und legte die Lanze ein.
    
    Dank der größeren Reichweite traf die stählerne Spitze meiner Waffe die Brust des Untiers, ehe seine Kiefer nach mir schnappen konnten. Doch meine Hoffnung zersplitterte mit dem Schaft aus gehärtetem Holz an den undurchdringlichen ...
    ... Schuppen der Bestie. Wie Hohn hörte ich in meinem Kopf die Stimme meines Tutors, der mir immer wieder versucht hatte klar zu machen, dass die Waffen von uns Sterblichen die gepanzerte Haut eines wahren Drachen nur an seiner Unterseite verletzen konnten.
    
    Meiner mächtigsten Waffe beraubt, hielt ich es für nicht geraten, unbedingt jetzt diese Theorie in die Praxis umsetzen zu wollen. Indem ich mein Streitross scharf herumriss, wich ich gerade eben noch einem Hieb seiner dornenbewehrten Schwingen aus und gallopierte zurück auf die grasbewachsene Ebene. Erst als mein Reittier wenig später zu lahmen begann, registrierte ich, dass der Schlag seine Flanke gestreift und eine tiefe Fleischwunde hinterlassen hatte.
    
    Ein schneller Blick über die Schulter zeigte mir, dass der Drache rasch aufholte. Auf einem verletzten Pferd würde ich ihm nie entkommen können. Hastig sah ich mich nach einem Versteck um. Alleine das nahe bewaldete Flusstal böte mir eine geringe Chance, mich vor meinem Verfolger zu verbergen. Aber der Geruch frischen Blutes würde ihn unweigerlich auf meine Fährte führen. Ich zügelte mein Ross, es würde mir einen letzten Dienst erweisen müssen.
    
    Ich sprang ab. Das arme Tier zitterte vor Schmerz und Erschöpfung am ganzen Leib. Nur kurz fühlte ich Bedauern, dann schlug ich ihm mit der flachen Hand auf die Kuppe und es floh die Straße entlang. Ich aber verließ den Weg und eilte den Abhang hinab auf die rettenden Bäume zu. Ein lockerer Stein geriet mir unter die Füße und ich ...
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