1. Das Kartenhaus 01


    Datum: 14.05.2018, Kategorien: Hausfrauen Autor: byCarmen44

    ... Zimmer belegt hatte, in die kleine Gaststube und setzte sich an einen freien Tisch.
    
    Ich stand hinter dem Tresen, zapfte einige Biere für den Stammtisch und polierte nebenbei die Gläser.
    
    Dieter sah zu mir, lächelte und fragte, ob er die Speisekarte haben könnte.
    
    Ich stutzte kurz und konnte mir dann ein Lachen nicht verkneifen. Noch nie zuvor hat ein Gast eine Speisekarte verlangt. Schon deshalb, weil jeder wusste, das es keine gab.
    
    Die Männer am Stammtisch legten ihre Skatkarten verdeckt auf den Tisch und sahen Dieter grinsend an.
    
    Oskar, Chef der hiesigen Feuerwehr, ging an Dieters Tisch und klärte unseren Gast auf.
    
    „Junger Mann. Ich darf mich vorstellen. Ich bin Oskar, der Feuerwehrchef in diesem schönen Ort."
    
    „Freut mich", antwortete Dieter höflich. An seiner Mimik konnte ich erkennen, dass er sich wohl fragte, was an dem Ort schön sein möge?
    
    „Um es kurz zu machen. Carmen und ihre Großeltern haben selten fremde Gäste. Das liegt einfach an der Abgeschiedenheit unseres kleinen Dorfes. Hier übernachten ausschließlich Monteure, die unter der Woche im Werk arbeiten."
    
    Mit dem „Werk" wurde kurz der größte Arbeitgeber in der Region und einer der weltweit größten Produzenten von Auszugsanlagen bezeichnet.
    
    „Danke für diese Information." Dieter lächelte. „ Ich muss gestehen, dass ich noch nie zuvor in dieser Gegend war. Leider. Es ist wirklich sehr schön hier."
    
    Der neue Gast warf mir einen Blick zu, der Zweifel daran aufkommen ließ, ob er wirklich die ...
    ... Gegend oder mich meinte. Ich ging von Letzterem aus und lächelte schüchtern zurück.
    
    Dieter war ein Charmeur erster Güte. Das genaue Gegenteil der grobschlächtigen Bauern und deren tumben Söhne. Jene Bauern-Töchter, die es sich durch eine fundierte schulische und berufliche Ausbildung leisten konnten, verließen umgehend das Dorf, sobald sie ihren Abschluss in der Tasche hatten. Wer von meinen ehemaligen Schulfreundinnen nicht auf eigenen Beinen stehen konnte, hängte sich an einen der gut verdienenden Monteure. Die waren leichte Beute. Wenn auch nicht auf Anhieb heiratswillig, gaben sie sich doch, früher oder später, den Lockungen unserer Dorfschönheiten hin. Besonders groß war die Auswahl in einem 720 --Seelen-Dorf ohnehin nicht.
    
    Ich gehörte in keine dieser Kategorien. Durch welche Umstände auch immer, habe ich den Absprung verpasst und klebte in unserem Dorf fest.
    
    Als Schneiderin hatte ich ein Beruf gewählt, der mir zwar Spaß machte, mir jedoch niemals ausreichende Selbstständigkeit sichern würde. Mein Lohn, den ich mir in einer italienischen Nähstube verdiente, reichte mal gerade für ein gutes Taschengeld. Unterkunft und Essen verdiente ich mir in Omas und Opas kleinem Gasthof.
    
    Die Monteure waren auch nicht das, was ich mir unter einem Lebenspartner vorstellte. Ich wollte keinen Mann, der die ganze Woche unterwegs war und das freie Wochenende zerschlagen und müde vor der Glotze verbrachte. Außerdem pflegten sie ausgiebig, zumindest in unserem Gasthof, ihr Image, ...
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