1. Ein Leben in Bedrangnis Neubeginn 09


    Datum: 05.04.2020, Kategorien: Romane und Kurzromane, Autor: byachterlaub

    Der Umzug
    
    Mit Gundula hatte ich endlich den ersehnten Haupttreffer gelandet. Sie war durchaus anhänglich, ohne allerdings zu klammern. Ich konnte so viele positive Attribute aufzählen, die sie ausmachte: liebevoll, zärtlich, rücksichtsvoll, selbstbewusst, freundlich, zutraulich. Alles dies und viel mehr war mir diese wunderbare Frau.
    
    Vor allem brachte sie das Weibliche in meinen Lebensraum zurück. Das hatte ich letztlich der großen Elisabeth zu verdanken. Ich hatte ihr erzählt, dass ich mich mit dem Gedanken trage, mit Gundula zusammen zu ziehen. Sie gab mir zu bedenken, dass ihre Enkelin dann ihre vertraute Umgebung verliere. Auch sie werde nicht jünger und würde es sehr bedauern, die Kleine nicht regelmäßig sehen zu können.
    
    Im Übrigen sollte ich vielleicht abwarten. So lange sei ich schließlich nicht mit Gundula zusammen. Gerade ich sollte die Dinge eher vorsichtig angehen. Denn mit einer Frau hätte ich eigentlich nie längere Zeit zusammengelebt. Selbst die Tage mit ihrer Tochter seien gezählt gewesen.
    
    Das waren gewichtige Argumente. Andererseits war ich nun in einem Alter, in dem ich die notwendige Beherrschtheit und Ruhe haben müsste, um auch Konflikte sanft ausstehen zu können. Deshalb begann ich schon die Inserate in den Zeitungen und im Internet nach einer geeigneten Bleibe durchzusehen.
    
    Es müsste ein Heim sein, das jedem von uns dreien ausreichend Ausweichzonen bietet, die Lage sollte einigermaßen ruhig sein und vor allem dürfte der Schulweg für ...
    ... Elisabeth nicht zu weit sein. Einkaufsmöglichkeiten müssten nicht unbedingt in der Nähe liegen, weil wir hier ohnehin das Auto nutzen.
    
    In finanzieller Hinsicht spielte die Miethöhe keine allzu große Rolle, da wir ausreichend Einkommen hatten. Unter dieser Prämisse bin ich mehrmals mit Gundula am Abend durch die Straßen der näheren und etwas entfernteren Umgebung gefahren. Einen Makler wollten wir erst dann kontaktieren, wenn wir ungefähre Vorstellungen vom Wohnumfeld hätten.
    
    Nach zwei Wochen schälten sich dann erste Ergebnisse heraus. Da gab es in der Nähe einen Park, der von zwei- und dreistöckigen Mietshäusern umfasst war. Dann gab es da noch das Dichter- und das Malerviertel. Die Mieten waren dort recht hoch, wie wir wussten. Aber die freundliche Umgebung ersetzte dies allemal.
    
    Als wir der großen Elisabeth davon am sonntäglichen Kaffeetisch erzählten, schaute sie uns auf einmal ganz verschmitzt an. „Darüber habe ich mir schon Gedanken gemacht", sprach sie. „Ihr braucht selbstverständlich eine vernünftige Unterkunft."
    
    Doch bei diesen allgemeinen Bemerkungen blieb es nicht. Denn nach einer Kunstpause fuhr sie fort. „Also, ich habe mir gedacht, das Beste wäre es, wenn ihr bei mir einzieht. Mir ist doch ohnehin alles zu groß. Die Einliegerwohnung reicht mir vollkommen."
    
    Wir waren platt. An diese einfache Lösung hatten wir nicht im Traum gedacht. Gundula schaute mich lächelnd an. Ich blinzelte und zurück, sprang auf und schlang meine Arme dann um Elisabeth. „Du weißt ...
«1234...8»