Bodensee
Datum: 18.05.2018,
Kategorien:
Schwule
Autor: byikarus2punkt0
... während Bronco vor dem Spiegel stand, sich die Gelfrisur wieder ordentlich nach hinten kämmte und checkte, ob auch sonst alles richtig saß. Er sah auf die Uhr. „Noch sieben Minuten bis Bregenz. ... Ich muss jetzt wieder nach oben, sonst fällt es zu sehr auf. Ich geh schon mal vor. Warte du einen Moment, damit man uns nicht gemeinsam vom Klo kommen sieht. Ach ja, viel Spaß dann mit Schwiegermama in Bregenz!" Er grinste mich an, klopfte mir aufmunternd auf den Rücken und verschwand nach draußen.
Nun stand ich da, alleine auf dem Behindertenklo von diesem schönen Bodenseedampfer. Ziemlich stickig war es dort. Es roch nach Diesel, immer noch rumorte der Motor und schickte seine Vibrationen durch mich und den Rest des Schiffes, hindurch. Ich stellte mich auch nochmal vor den Spiegel. Schließlich wäre es ziemlich peinlich gewesen, wenn ich mit schwer erklärbaren Flecken auf der Kleidung zurückgekommen wäre. Als alles wieder ordentlich aussah, holte ich tief Luft und verließ das kleine, schwitzige Paradies, um mich wieder Wind und Wetter auf dem großen, grauen See auszusetzen.
Ich ging nach oben. Das Schiff schwankte ziemlich heftig. Ich hätte nie gedacht, dass es hier so große Wellen geben würde. Der Wind hatte auch nochmal zugenommen, der Regen ebenso, und so ging ich nach drei Minuten auslüften zurück zu Mann und Schwiegermutter ins Unterdeck.
„Na? Geht es dir besser?", fragte sie mitfühlend, denn ich hatte Übelkeit als Grund für meine Abwesenheit erfunden, die ich ...
... draußen an der frischen Luft kurieren wolle. „Ich finde, du siehst schon viel frischer aus. Und so entspannt. Was doch so ein bisschen Seeluft ausmacht. Ich weiß noch damals an der Ostsee, mit Tante Klärchen, du kennst doch Tante Klärchen? Das ist die Tochter von der ...", und so weiter und so fort. So ist sie eben. Wenn sie anfängt zu reden, hört sie nicht mehr auf. Mit den Jahren habe ich gelernt auf Durchzug zu schalten und an anderes zu denken, das ist wie eine Art Meditation für mich geworden. Körperlich anwesend sein, den Geist aber ganz woanders geparkt zu haben. Mein Süßer warf mir zweifelnde Blicke zu, die ich nicht richtig deuten konnte.
Nachdem wir auch mal wieder die tragische Geschichte vom Opa von Tante Klärchen, der ja damals, als sie übers Haff sind und so weiter, gehört hatten, gab es eine Lautsprecherdurchsage, die die baldige Ankunft in Bregenz ankündigte. Das nahm Schwiegermama zum Anlass die Geschichte zu unterbrechen und zu verkünden, dass sie vorher noch schnell aufs Klo gehen würde, man wüsste ja nie, wo die nächste Gelegenheit sei.
Als sie außer Hörweite war, beugte sich mein Süßer zu mir rüber. „Glaub' nur nicht, dass ich nicht weiß, was du getrieben hast ‚draußen'. Ich kann es riechen! Warum musst du das immer und immer wieder machen? Hast du denn deinen Trieb so wenig im Griff? Ich kann ja verstehen, dass du gestresst bist, und du hältst dich ja auch sehr tapfer, aber trotzdem musstest du es wieder tun. Ich finde das so schade."
Ich war ...