1. Die zweite Chance


    Datum: 25.04.2020, Kategorien: Romane und Kurzromane, Autor: byswriter

    ... erhebe mich und gehe auf Erika zu. Sie schenkt mir ein schüchternes Lächeln, als ich ihr die Hand reiche. Sie räuspert sich und meint: „Ich hoffe, ich gefalle Ihnen in dem Kleid."
    
    „Sie sehen wundervoll darin aus", lobe ich und übertreibe noch nicht einmal. Zwar passt Erikas schüchterne Haltung nicht zu dem eleganten und aufreizenden Kleidungsstück, doch das Teil sitzt wie angegossen und lässt sie direkt weiblicher erscheinen.
    
    Wir nehmen Platz und der Kellner nimmt unsere Bestellung auf. Dann schweigen wir uns an, während ich sie neugierig betrachte. Erika trägt die Haare hochgesteckt. Sie hat ihre Frisur nicht verändert. Ich hätte mir gewünscht, dass sie sich aufbrezelt, sich schminkt und die Haare macht. Ich finde, sie hat ein ansehnliches Gesicht. Zwar keine wahre Schönheit, aber alles andere als hässlich. Warum ich sie zuvor als hässliches Entlein eingeschätzt habe, kann ich nicht mehr nachvollziehen. Ich nehme an, dass Erikas schüchterne Mimik ihr nicht steht und das Hübsche torpediert.
    
    „Ich fühle mich etwas unwohl", verrät sie mir.
    
    „Warum? Sie sehen toll aus und werden einen netten Abend mit mir verbringen", stelle ich fest und lächle ihr freundlich zu. Sie sieht verlegen zur Seite und sieht sich dann im Raum um.
    
    „Das Restaurant ist sehr schön ... Normalerweise verkehre ich nicht in derart exklusiven Lokalen."
    
    „Sie sind heute mein Gast, Erika und ich wünsche mir, dass Sie einen schönen Abend verbringen", erkläre ich.
    
    Dann wage ich mich vor und frage: ...
    ... „Sollten wir uns vielleicht duzen?"
    
    Sie nickt zustimmend. „Einverstanden ... Mark."
    
    Ich nehme mein Glas in die Hand und proste ihr zu. Wir stoßen gemeinsam an und Erika nippt vorsichtig von ihrem Wein. „Ich sollte nicht so viel trinken ... Ich vertrage nicht viel."
    
    „Dann bestehe ich auf eine zweite Flasche", meine ich scherzhaft und es scheint, als wenn Erika ein wenig auftauen würde. Wir unterhalten uns angeregt und Erika geht etwas aus sich raus. Ich erfahre Einzelheiten über ihre Familie, zu der sie wenig Kontakt hat, und erzähle meinerseits von meinen Leuten, die ich hin und wieder sehe. Da mir ein Gespräch über Kunst wenig sinnvoll erscheint, gebe ich Informationen zu meinem Beruf zum Besten und schwärme Erika von Urlaubszielen vor, die ich bereist habe oder noch bereisen möchte. Erika hängt an meinen Lippen und scheint sich in meiner Gegenwart wohlzufühlen. Nach einer Weile gestehe ich mir ein, dass mir diese Frau sympathisch ist und ich gerne mit ihr an diesem Tisch sitze.
    
    Ich erinnere mich an meine Aufgabe und rufe mir das eigentliche Ziel vor Augen. Ich muss Erika verführen, um eine zweite Chance zu bekommen.
    
    „Dein Kleid steht dir wirklich ausgezeichnet", erkläre ich nach einer Weile und sehe Erika tief in die Augen. Ich spüre sogleich Erikas Verlegenheit. Sie bekommt nicht oft Komplimente und weiß nicht, wie sie damit umgehen soll.
    
    „Woher kanntest du meine Größe?"
    
    Ich reagiere mit einem Achselzucken. „Das habe ich wohl gut geschätzt ... Gefällt ...
«12...161718...26»