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Fast Prinzessin
Datum: 29.04.2020, Kategorien: Romane und Kurzromane, Autor: byAlexis_Q
... mit einem uniformierten Kollegen vor Maries Türe. "Herr Gruppeninspektor! Was führt Sie zu mir? Ich habe mir nichts zuschulden kommen lassen." - "Ich weiß. Es geht um eine andere Angelegenheit. Bitte kommen Sie mit mir." Sie stiegen gemeinsam in eine Droschke. "Worum geht es denn?", fragte Marie verwirrt. "Das werden Ihnen die zuständigen Personen erklären. Ich bin nur beauftragt, Sie abzuholen." Zu Maries Überraschung fuhr die Droschke in den Hof der kaiserlichen Residenz. Ein Diener brachte sie in das Gebäude, während Reiterer draußen wartete. Marie wurde in ein Büro geführt, in dem ein älterer Mann mit einem ergrauenden Vollbart hinter seinem Schreibtisch saß. "Ah, da ist ja die...Dame. Ich bin Regierungsrat Wittstein." - "Guten Tag, Herr Regierungsrat. Verzeihen Sie, aber...warum hat man mich hergebracht?" "Es handelt sich um eine äußerst delikate Staatsangelegenheit. Ich kann doch auf Ihre absolute Diskretion zählen?" - "Selbstverständlich." - "Sie wissen, daß Prinzessin Sophie in zwei Wochen heiratet?" - "Ja." Die bevorstehende Hochzeit der Enkelin des Kaisers war seit Monaten Gesprächsthema im ganzen Reich. "Die Geheimpolizei hat Informationen erhalten, daß ein Attentat auf die Prinzessin geplant ist", fuhr Wittstein fort. "Vermutlich handelt es sich nur um Gerüchte, aber man will kein Risiko eingehen. Daher wurde beschlossen, für die Kutschenfahrt zum Dom eine Doppelgängerin der Prinzessin zu engagieren. Und Sie haben eine auffallende Ähnlichkeit mit ...
... ihrer Hoheit." - "Ich?" Marie war verblüfft. Sie hätte sich nie träumen lassen, mit der für ihre Schönheit bekannten und beim Volk höchst beliebten Prinzessin verglichen zu werden. "Offen gesagt halte ich es für keine gute Idee, eine solche Aufgabe einer Frau mit zweifelhaftem Leumund zu übertragen. Aber wir haben so kurzfristig keine bessere Kandidatin auftreiben können, also werden Sie ausreichen müssen. Man wird Sie vorbereiten und Sie großzügig entlohnen, wenn alles gutgeht. Die Bezahlung wird hundert Gulden betragen. Sind Sie einverstanden?" - "Ich...ja, ich mache es." - "Gut. Dann können wir gleich beginnen." Ohne recht zu wissen wie ihr geschah, wurde Marie in ein Ankleidezimmer gebracht und von Zofen in ein vornehmes Kleid gesteckt. Dann geleitete man sie nach draußen, wo Reiterer eine Zigarette rauchend stand. Er stieg mit ihr in eine Kutsche, und sie fuhren in die Stadt. "Winken Sie", raunte ihr Reiterer zu. Zögerlich hob Marie eine Hand, während ihr von draußen Passanten zujubelten. "Sie machen sich gut als Prinzessin", meinte der Polizist aufmunternd. Als Marie zurück bei der Residenz aus der Kutsche stieg, war sie wie in Trance. Sie konnte nicht glauben, daß sie soeben eine Ausfahrt als Prinzessin gemacht hatte. "Das lief ja gar nicht so schlecht", meinte Wittstein. "Vielleicht sind Sie für diese Aufgabe doch nicht völlig ungeeignet." - "Ich werde mein Bestes geben." - "Wenn Sie schon hier sind, können Sie mir gleich noch einen Dienst erweisen. Gehen Sie ...