1. Schmerztherapie


    Datum: 10.05.2020, Kategorien: BDSM Autor: Shania Wolf

    Schnappschüsse
    
    Juliana droht an ihrem Schmerz zu ersticken. Erst vor kurzem hat sie ihre Eltern und ihren Verlobten durch einen Unfall verloren. Eigentlich hätte sie im Auto sitzen sollen. Sie weiß sich nicht mehr zu helfen und macht sich auf die Suche nach einer Person, die das kann. In einem Café entdeckt sie Andreas. Sie verabschiedet sich von ihren Freundinnen, tritt an dessen Tisch und es beginnt.
    
    Er betrat das Café und trat in den warmen Innenraum. Der Tag hätte nicht schlechter laufen können. Sein Mandant hatte ihm natürlich nicht alles gesagt und ihn sogar belogen, sodass er vor Gericht wie ein Idiot gewirkt und zudem auch noch den Fall verloren hatte. Er war so richtig wütend. Seine Augen wurden hart bei diesen Gedanken, sein Mund formte sich zu einem schmalen Strich. Am liebsten hätte er nun seinen lieben Mandanten ans Andreaskreuz gebunden und ihm mit seiner Peitsche schöne, dicke Striemen verpasst oder auch die Haut vom Körper geschält. Während in seinem Kopf die Bilder der Wut entstanden, stahl sich auf sein Gesicht ein grausamer Zug. Doch dann musste er über sich selbst lachen, denn das waren genau die Klischees eines unbarmherzigen und unkontrollierten Menschen, den sich Otto-Normalverbraucher beim Begriff "Sadist" so vorstellte. Sofort wich der grausame und wütende Zug aus seinem Gesicht, die Lippen nahmen wieder ihre weiche und sinnliche Form an und auch der harte Glanz verschwand aus seinen Augen. Der normale Sadist im Umfeld der BDSMszene war ...
    ... kontrolliert und achtete darauf, dass jedwede Handlung in Einvernehmlichkeit geschah. Der Sessionpartner war dann auch in der Regel ein Masochist, der seinen eigenen Lustgewinn aus dem Erleiden dieser Schmerzen bezog, sodass eine Win-Win-Situation entstand. Ein Kontrollverlust während einer Session wäre für ihn sowieso unverzeihlich. Aber wie sollte der normale Mensch auf der Straße das auch wissen? Ein wenig hatte dieser unsägliche Film "Shades of Grey" dabei geholfen, die BDSMszene aus ihrer Randlage zu befreien, doch andererseits hatte er auch lauter Menschen in die Szene gespült, die nicht wirklich wussten, was BDSM als Lebensphilosophie bedeutete, aber auch jede Menge an Sadisten, die sich nicht an die Regeln hielten.
    
    Während der Mann, der gerade ins Café eingetreten war, offensichtlich seinen zunächst sehr unerfreulichen Gedanken nachhing, betrachtete Juliane ihn und ein Lächeln stahl sich auf ihr Gesicht. Er war es! Er war der, auf den sie gehofft und gewartet hatte. Warum sie das wusste, war ihr weder klar noch war es wichtig für sie. Allein zählte, dass sie ihn nun gefunden hatte. Er war vielleicht Mitte Vierzig, mindestens 1,85 m groß, dunkelhaarig. Er war nicht schön, aber charismatisch und eindeutig eine sehr starke Persönlichkeit, die wusste, was sie wollte. Als sie nun sah, wie sich seine Züge wieder entspannten und sich ein Lächeln in seine Augen stahl, weil er einem privaten Scherz nachhing, wurde ihr Lächeln noch tiefer. Mein Gott hatte der Mann sinnliche Lippen! ...
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