1. Kitja 02: Neue Erfahrungen


    Datum: 16.07.2020, Kategorien: Sci-Fi & Phantasie Autor: bykeinAutor

    „Ich gehe dann jetzt, Kitti. Gute Besserung!"
    
    Kitja blieb mit bis zur Stirn hochgezogener Bettdecke so lange still liegen, bis die Tür zu klappte und sie sicher war, dass ihre Mutter nicht lauschend davor wartete. Dann sprang sie geradezu aus ihrem Bett, zog das Nachthemd über den Kopf und schlüpfte in ein Höschen und ein einfaches Baumwollkleid. Verborgen hinter dem Vorhang spähte sie aus dem kleinen Fenster auf die Straße und sah, wie ihre Mutter tatsächlich das Dorf in Richtung Markt verließ.
    
    Ganz wohl war ihr nicht dabei, ihre Mutter belogen zu haben. Aber zu behaupten krank zu sein, schien ihr der einzige sinnvolle Ausweg, um nicht mit ihr zum Markt gehen zu müssen. Vermutlich hatte ihre Mutter die Lüge durchschaut. Doch nach einer Woche Streit und Schmollen war auch sie nicht mehr dazu aufgelegt, dies auszudiskutieren. Daher war ihre einzige Reaktion gewesen, Kitja ins Bett zu schicken. Zwar hatte sie Kitjas Vater aufgetragen, nach ihr zu sehen. Aber der hatte es vermutlich schon vergessen. Ganz sicher jedenfalls würde er nicht bemerken, wenn sie das Haus verließ. Er merkte ja nie etwas, was seine Tochter anging.
    
    Die ganze Woche seit dem unglückseligen Ereignis hinter dem Gasthaus im Wald war Kitja unausstehlich gewesen. Er aber hatte getan, als sei alles bester Ordnung. Ihre Mutter dagegen hatte Elenas Notlüge, dass Kitja ihr beim Ausliefern von Ware geholfen hatte, zwar geschluckt, aber säuerlich erklärt, dass sie trotzdem hätte Bescheid geben müssen, wenn ...
    ... sie so lange vom Marktstand wegblieb.
    
    Oh, komm! Kitja schäumte bei dieser Erinnerung noch immer innerlich. Sie war doch kein kleines Kind mehr, das ihre Mutter bei allem vorher um Erlaubnis fragen musste. Dem Gesetz nach war sie erwachsen. Und wäre sie verheiratet, hätte sie schon ein eigenes Haus und träfe ihre eigenen Entscheidungen. Ach, es war einfach so unfair! Nur weil ihre Mutter ihr noch keinen Mann ausgesucht hatte, musste sie hier wohnen und ihr gehorchen. Manchmal wähnte Kitja, dass ihre Mutter gar nicht daran dachte, eine Hochzeit für sie zu arrangieren, um sie für immer unter ihrem Dach behalten und herumkommandieren zu können.
    
    Andererseits war Kitja aber auch heilfroh, noch nicht heiraten zu müssen. Der Gedanke an einen Mann, mit dem sie ein Haus (und ein Bett!) teilen müsste, war zutiefst beunruhigend. Mindestens so beunruhigend wie die Bilder von Elena und diesem Sven, die sie seit einer Woche nicht mehr aus dem Kopf bekam.
    
    Besonders intensiv kamen die Erinnerungen nachts, wenn sie alleine im Bett lag. Es genügte schon, nur die Augen zu schließen, und sie fühlte sich zurückversetzt in das Gebüsch aus dem sie das Pärchen bei ihrem Treiben beobachtet hatte. Sofort schwoll dann in ihrem Bauch dieses angenehme Kribbeln an und sie war sicher, dass ihre Hände durchdringende Feuchtigkeit spüren würden, wenn sie das dünne Nachthemd über die Schenkel nach oben schoben und sich zwischen die dichten krausen Haare tasteten.
    
    Beim Tasten blieb es längst nicht ...
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