1. Kitja 02: Neue Erfahrungen


    Datum: 16.07.2020, Kategorien: Sci-Fi & Phantasie Autor: bykeinAutor

    ... schützen."
    
    „Ging es dir wirklich nur um mich? Weshalb durfte ich dann nicht die Wahrheit sagen? Was genau soll dein Mann denn nicht erfahren?"
    
    „Psst! Nicht so laut. - Warum willst du denn nicht auf den Markt gehen?", wechselte sie abrupt das Thema.
    
    „Gehen will ich schon, aber nicht mit meiner Mutter, sondern mit dir, und zwar zum Gasthaus."
    
    „Das geht nicht!"
    
    Elena sah sich erschrocken um, ob jemand ihren Ausbruch mitbekommen hatte, und dämpfte ihre Lautstärke, ehe sie weitersprach.
    
    „Das ist unmöglich."
    
    „Und warum nicht?"
    
    Kitja klang nun endgültig wie ein trotziges Kind.
    
    „Weil es eben nicht geht. Du bist nicht alt genug dafür."
    
    Oh, warum mussten Erwachsene immer so störrisch und ignorant sein?
    
    „Bitte, Elena, ich bin kein kleines Kind mehr. Und", sie senkte die Stimme zu einem verschwörerischen Raunen und beugte sich nach vorne, damit nur ihr Gegenüber hören konnte, was sie sagte, „wenn ich nicht mitkommen darf, würde ich aus Langeweile deinem Ehemann vielleicht doch etwas erzählen, was ich gesehen habe."
    
    „Das würdest du nicht wagen!"
    
    „Willst du das herausfinden?"
    
    „Nun gut", schnaubte die Ältere, ihre Niederlage anerkennend, „dann trägst du aber den Sack hier. Und bleibe nicht zurück."
    
    Sie nahm ihren Korb wieder auf und stapfte ohne ein weiteres Wort oder sich umzusehen davon. Freudig schnappte sich Kitja den großen Jutesack, und obwohl er ziemlich schwer war, war sie voller Elan, dass sie anfangs keine Mühe hatte, mit Elena Schritt ...
    ... zu halten. Es war allerdings ein schweigsamer und recht eintöniger Marsch, denn Elena hatte offensichtlich kein Interesse daran, ein Gespräch zu führen oder irgendwelche Erklärungen abzugeben, obwohl Kitja darauf brannte, mehr über ihr Ziel zu erfahren.
    
    Schon bald bog ihre Führerin von der Straße ab, die Kitja sonst immer mit ihrer Mutter zum Markt nahm, und folgte einem schmalen Pfad durch den dichten Wald, der sie vor den Blicken anderer Reisender verbarg, aber auch zwang, hintereinander zu gehen. So sah sie den ganzen Weg über nur den Rücken der anderen. Der Sack war tatsächlich schwer, und nachdem ihre anfängliche Euphorie verfolgen war, schleppte sich Kitja mühsam damit ab. Er drückte schmerzhaft in die Schulter, über die sie ihn geworfen hatte. Bald lief ihr auch der Schweiß in die Augen und sie musste regelmäßig mit dem Ärmel über die Stirn wischen. Aber sie lief beharrlich weiter, um nicht hinter Elena zurück zu bleiben.
    
    Erst als sie die Lichtung schon fast erreicht hatten, blieb ihre Führerin stehen und wandte sich um.
    
    „Hör zu und merke dir, was ich jetzt sage. Wenn wir ankommen, bist du still, sprichst niemanden an und tust nur genau das, was ich dir sage, und sonst nichts. Ist das klar?"
    
    Kitja nickte eifrig.
    
    „Gut. Dann komm mit."
    
    Elena führte Kitja zu deren Verwunderung zunächst um das Gasthaus herum zu einem niedrigen Holzschuppen, entriegelte dessen Tür und wies an:
    
    „Stelle den Sack hier hinein."
    
    Kitja war froh, das schwere Gepäck endlich ...
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