1. Kitja 02: Neue Erfahrungen


    Datum: 16.07.2020, Kategorien: Sci-Fi & Phantasie Autor: bykeinAutor

    ... setzen uns auf eine Bank, wo dich nicht jeder beobachten kann."
    
    Kitja ergriff die angebotene Hand und hüpfte von ihrem Hocker auf den Fußboden. Dieser Gero war nett, entschied sie. Und ein Getränk mit ‚süß' im Namen klang auf jeden Fall verlockender als die bittere Enttäuschung, die sie mit dem Bier erlebt hatte. Sie folgte ihrem neuen Bekannten durch das Gewirr aus Tischen, Stühlen und Beinen in den hinteren Bereich des Raumes, wo er ihr unter die Arme griff, um sie auf eine Bank zu heben.
    
    „Bin gleich wieder da."
    
    Kitja sah ihm nach, während er wieder zurück zur Bar ging. Dieser Gero bewegte sich überraschend geschickt für einen Menschen, dachte sie. Er war schlank und trotzdem stark -- ohne die geringste Anstrengung hatte er sie eben hochgehoben -- und schien deutlich jünger zu sein, als die anderen Anwesenden. Und er war attraktiv, entschied Kitja.
    
    Mit einem Krug in der einen und zwei irdenen Bechern in der anderen Hand kam er zurück, setzte alles auf dem Tisch ab, schenkte ein und reichte ihr einen der Becher. Nach der ersten schlechten Erfahrung schnupperte Kitja argwöhnisch an der Flüssigkeit, die schäumend darin herumschwappte. Erfreut stellte sie fest, dass das Getränk angenehm nach Äpfeln roch. Behutsam nahm sie einen Schluck. Hm! Es war tatsächlich süß, schmeckte kräftig nach reifem Apfel, war aber auch ein wenig säuerlich, wenn sie es im Mund behielt, und kitzelte angenehm auf der Zunge und am Gaumen.
    
    Genau das richtige, um ihren Durst zu löschen. ...
    ... Mit drei kräftigen Zügen leerte sie den Becher und streckte ihn Gero entgegen. Der zog zwar überrascht eine Augenbraue hoch, füllte ihn aber ein zweites Mal bis zum Rand, ohne etwas zu sagen.
    
    „Woher kommst du, Kiddy?", fragte Gero, als sie endlich den Becher wieder abgesetzt hatte.
    
    Kitja überlegte, während er ihr wieder einschenkte, was sie ihm sagen sollte, und entschied sich, möglichst nah an der Wahrheit zu bleiben. Dass sie noch bei ihren Eltern wohnte, wollte sie aber nicht erwähnen, das würde sie ja wie ein kleines Kind erscheinen lassen. Also begann sie zu erzählen, dass sie Elenas Nachbarin war und mit ihr hierhergekommen war, um Schnitzereien zu verkaufen. Je öfter sie an dem süffigen Getränk nippte, um ihre Lippen zu befeuchten, umso flüssiger kamen ihre Worte. Gero hörte aufmerksam zu, stellte manchmal Fragen oder machte amüsante Kommentare, über die Kitja bald herzhaft lachte. Sie fühlte sich hervorragend. Er war wirklich nett und lustig dazu, dachte sie. Mit seinen tief in die Stirn hängenden Haaren und den hübschen Grübchen am glatt rasierten Kinn wirkte er wie ein Junge, der tat, als sei er ein Erwachsener. Und durch sein verschmitztes Grinsen, das bei jeder witzigen Bemerkung aufblitzte, wurde dieser Eindruck noch verstärkt. Kitja hatte das Gefühl, als seien sie schon immer dicke Freunde gewesen.
    
    Plötzlich musste sie lautstark aufstoßen. Erschrocken schlug sie die Hand vor den Mund. Wie peinlich. Aber als sie sah, dass Gero nur grinste, musste sie auch ...
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