1. Genugtuung


    Datum: 10.03.2018, Kategorien: Nicht festgelegt, Autor: byTabula2Rasa

    ... Brüder zueinander. Fred, wie ich ihn immer nannte, war sich selbst für nichts zu schade. Unzählige male mussten wir beim Schuldirektor antanzen, da wir wieder einmal in eine Rauferei verwickelt waren, weil mich jemand auf dem Schulhof wegen meines Körperbaus beleidigt hatte. Fred kannte da kein Pardon und hat sich ohne Rücksicht auf eigene Verluste sofort für mich eingesetzt. Ich war froh so einen Freund zu haben und fühlte mich einfach stark mit Fred an meiner Seite; er gab mir Selbstvertrauen und hat mich stets ermutigt. Wir haben alles miteinander geteilt und über alles geredet. Er war der beste Freund, den man sich wünschen konnte.
    
    Des öfteren habe ich mit Fred über Nadine gesprochen. Ich war so fasziniert von diesem Mädchen, dass ich nur selten nicht an sie denken musste. So saßen wir eines Abends an unserem Lieblingstreffpunkt, einer verlassen und halb zerfallenen Lagerhalle im Industriegebiet, und ließen den Frühsommerabend mit ein paar Bier und Zigaretten ausklingen. In dieser gelassenen Atmosphäre kam ich wieder auf Nadine zu sprechen. Dabei teilte ich Fred mit, dass ich Nadine meine Gefühle gestehen möchte. Ich hatte auch all die Hollywood Filme gesehen, in welchen auch ein Außenseiter, wie ich in gewisser Weise einer war, mit der Klassenschönheit zusammen kam. Warum sollte es nicht bei mir klappen? Fred, der auf dem Rücken lag und durch das große Loch im Dach starrte, richtete sich auf und schaute mich mit großen Augen an, als ich ihm von meinem Plan ...
    ... erzählte.
    
    „Das ist doch jetzt nicht dein Ernst?"
    
    Ich wurde sauer bei seiner Aussage. „Was soll denn das jetzt? Du denkst dir doch auch nur, dass ich viel zu fett bin und kein hübsches Mädchen sich für mich interessieren könnte!"
    
    „Hey Jonas, beruhig dich mal! Du bist mein bester Freund! Ich will damit nur sagen, dass ich es für keine gute Idee halte. Nadine ist ne Schicki-Micki-Tusse! Die interessiert sich vielleicht dafür, ob du Kohle hast oder ob du aus gutem Hause kommst, aber sicher nicht, ob du einen netten Charakter hast. Ich bezweifle es einfach, dass sie sich mit jemand abgibt, der nicht Typus 'potentielles Boy Group Mitglied' ist."
    
    Es ärgerte mich nur mehr, dass er so von Nadine sprach. „Du kennst sie doch gar nicht!"
    
    „Korrekt. Aber das muss und will ich auch nicht. Mein Gefühl liegt selten falsch bei so etwas."
    
    Diese Aussage stellte mich nicht zufrieden. Sie schürte meinen Ärger stattdessen, weil ich es nicht ertragen konnte, dass man so über dieses süße Mädchen sprach. „Ich werde es trotzdem tun!", sagte ich voller Trotz.
    
    Fred legte sich wieder auf den Rücken und starrte durch das Loch in den sternenklaren Himmel. Er nahm einen tiefen Zug von seiner Zigarette; wohl wissend, dass mit mir darüber nicht zu diskutieren ist. „Dann tu, was du nicht lassen kannst."
    
    Ich musste zum Ende der Woche schmerzlich feststellen, dass Fred definitiv die bessere Menschenkenntnis hatte. Es ergab sich die Gelegenheit, dass Nadine allein an ihrem Tisch im hinteren Teil des ...
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