Genugtuung
Datum: 10.03.2018,
Kategorien:
Nicht festgelegt,
Autor: byTabula2Rasa
... Klassenraums saß. Ich nahm allen Mut zusammen und ging zu ihr herüber; in meinen Händen den liebevoll verfassten Liebesbrief und eine Schachtel Pralinen haltend. Als ich vor ihr stand, schaute sie mich erst ungläubig an. Bis zu diesem Zeitpunkt hatten wir auch nie wirklich ein Wort miteinander geredet. Als sie sodann erkannte, was ich vorhabe, brach sie in lautes und unheilvolles Gelächter aus. Das zog natürlich die Aufmerksamkeit aller anderen Mitschüler auf sich.
„Was denkst du dir eigentlich, Fatty?! Glaubst du, ein Mädchen wie ich würde was mit einem Nilpferd wie dir anfangen wollen?! Und dann sollen mich diese billigen Pralinen auch noch beeindrucken?!" Im selbigen Moment flog die Schachtel Pralinen, die ich mir mühsam zusammensparen musste, aus dem Fenster. Das Unheil nahm seinen Lauf. Ich wurde gnadenlos von allen ausgelacht und Nadine hackte am meisten auf mir herum. Fred konnte mir in dieser Situation nicht helfen. Er stand an eine Wand gelehnt und konnte nur mit dem Kopf schütteln. Er hat es mir gesagt. Er hat es mir gesagt und ich wollte nicht auf ihn hören. Was war ich nur für ein Idiot!
Wer auch immer sagte, dass eine dumme Frau einem mehr schaden kann als der klügste Feind, hat vollkommen Recht. Auch wenn Nadine ganz sicher kein dummes Mädchen war, so musste ich doch schmerzvoll feststellen, dass dieser Spruch nicht an den Haaren herbeigezogen ist. Bis zu diesem Zeitpunkt wurde ich von den Mädchen zumindest gänzlich in Ruhe gelassen. Doch nun hetzte ...
... Nadine alle gegen mich auf. Fred versuchte mir beizustehen. Aber was hätte er gegen dieses Weibsgesindel machen können? Handgreiflich werden? Nein. Nicht gegen eine Frau.
Ich war froh, als das Schuljahr erstmal zu Ende war, doch mein Unglück schien nicht aufzuhören. In den ersten Tagen der Sommerferien kam Fred zu mir, dessen Gesichtsausdruck nicht gerade von Freude gezeichnet war. „Ich werde in zwei Wochen umziehen, da mein Vater beruflich nach Bayern versetzt wird.", teilte er mir verärgert über die Situation mit. Das war ein Faustschlag ins Gesicht. Nun verschwindet auch mein einziger, mein bester Freund. Wie soll ich nur das nächste Schuljahr überstehen, wenn ich auf mich allein gestellt bin? Ich war am Boden zerstört.
Auf dem Schulweg am ersten Schultag hatte ich zumindest noch die Hoffnung, dass sich vielleicht die Wogen über die Sommerferien geglättet haben. Die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt. Aber das tat sie! Sie starb, als ich meinen Fuß in die Klasse setzte und laut lachend mit meinem neuen Spitznamen 'Nilpferd' von meinen Mitschülern begrüßt wurde. Das Schuljahr wurde zu einer Katastrophe für mich. Genau so wie das nächste und das darauf folgende. Die Grausamkeiten nahmen bis zum Abitur kein Ende.
Es war mir unverständlich, dass man so lange auf einer Sache, bzw. in diesem Fall auf mir, herum hacken konnte. Ich musste feststellen, um wie viel erbarmungsloser und ideenreicher Mädchen sein können. Immer neue Grausamkeiten sind in den rücksichtslosen ...