1. Genugtuung


    Datum: 10.03.2018, Kategorien: Nicht festgelegt, Autor: byTabula2Rasa

    ... Phantasien von Nadine und ihren Freundinnen entstanden. Zu jedem möglichen Zeitpunkt wurden Anspielungen auf meine Körperfülle gemacht. Erniedrigende Plakate von mir waren an den Wänden der Schule zu finden. Mein Unterwäsche wurde am Fahnenmast gehisst. Niemand hätte sich vorstellen können, dass dieses engelsgleiche und unschuldig wirkende Mädchen eine solch gewissens- und herzlose Person sein kann -- so wie Luzifer es wohl nur selbst ist. Es war die reinste Hölle für mich und niemand konnte und wollte mir beistehen.
    
    Mir ist es heute noch schleierhaft, wie ich diese letzten drei Jahre in der Schule überstanden habe. Ich habe nie jemand davon erzählt, selbst meinen Eltern nicht. Es war mir einfach zu peinlich zugeben zu müssen, dass ich von einem Mädchen fertig gemacht werde. Ja, nicht die verbalen Attacken und Handgreiflichkeiten von Jungs, nein, die pure Grausamkeit, die wohl nur in einem abgrundtief abscheulichen, weiblichen Hirn heranreifen kann, hat mir letzten Endes das Rückgrat gebrochen. Und ich habe sprichwörtlich alles in mich hinein gefressen. Das Abitur habe ich letzten Endes geschafft, aber mit einem hohen Preis: verlassen habe ich die Schule als absolut gebrochener, junger Mann mit einem Gewicht von 113 kg bei 178 cm Körpergröße.
    
    Unsere Blicke sind immer noch ineinander vertieft und sie schaut mich nach wie vor mit einem verschmitzten Lächeln an, während ich mich innerlich zusammenreißen muss.
    
    „Was kann ich dir zum trinken bestellen, meine Schönheit?", ...
    ... breche ich sodann das spannungsgeladene Schweigen zwischen uns.
    
    „Oh, du findest mich also schön?", erwidert sie in einer unschuldigen, mädchenhaften Weise. Welch dämliche Gegenfrage! Als ob dieses Miststück sich nicht im klaren über ihr eigenes Aussehen wäre.
    
    „Eigentlich trifft es 'Schönheit' nicht ganz. Aber mir fällt im Moment kein anderer Ausdruck ein, der dir gerecht werden könnte." Diese Aussage ist nicht mal gelogen, denn sie ist seit damals nur noch attraktiver geworden und vermittelt immer noch diesen unschuldigen, jugendlichen Charme.
    
    „Du bist doch ein gewiefter Charmeur!" Bei dieser Aussage streicht sie sanft über meinen kräftigen Unterarm, der durch mein hochgekrempletes Hemd frei liegt. „Um auf dein Angebot zurück zu kommen ... ich denke, ich nehme einen Mai Tai."
    
    „Wie die Lady wünscht." Ich ordere den Cocktail beim Barkeeper und lege zusätzlich ein ordentliches Trinkgeld bei. Nicht dass ich mit Geld um mich werfen könnte, aber dies scheint zusätzlich das Interesse von Nadine zu wecken. Ich weiß eben noch gut, wie dieses Mädel tickt. Als ich ihr den Cocktail überreiche, fällt ihr interessierter Blick sogleich auf die Breitling Uhr an meinem Handgelenk. Dass es sich hierbei um ein nicht originales Souvenir von einem Schwarzmarkt in Shanghai handelt, kann sie ja nicht wissen. Sie ist doch so durchschaubar und oberflächlich, dieses Biest ... wenn man sie kennt.
    
    „Danke sehr, der Herr. Was machst du eigentlich hier so alleine hier an der Bar?" In ihren ...
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